Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P386
DOI: 10.1055/s-2005-919420

Therapieresistenter Singultus, eine mögliche, aber nicht alltägliche Ursache

I Hepper 1, G Greune 1, M Engelberger 1, K Huber-Hartmann 1, J.R Beattie 1, H.U Röder 1, S Kaendler 1
  • 1Heidenheim

Die Aufnahme des 47 jährigen Patienten erfolgte zur Diagnostik eines seit 11 Tagen bestehenden, intermittierend auftretenden und zuletzt therapieresistenten Singultus, welcher nach einem gastrointestinalen Infekt nach Muschelkonsum in Italien aufgetreten war. Die ambulante internistische und HNO-ärztliche Abklärung war ohne richtungsweisenden Befund geblieben.

Im Verlauf der nächsten 14 Tagen entwickelte der Patient eine schwere Gangataxie bis hin zur Immobilität, begleitet von Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Initiale Labor- und Liquordiagnostik und Blutkulturen blieben ohne pathologischen Befund.

Kernspintomographisch ergab sich, am 12. Tag nach Beginn des Singultus, eine Läsion der Medulla oblongata, primär verdächtig auf eine Hirnstammischämie. Bei Verlaufsuntersuchungen traten bildmorphologisch multilokuläre Veränderungen und eine Größenzunahme des Ausgangsbefundes auf.

Differentialdiagnostisch kamen jetzt infrage eine ADEM, Cerebellitis oder ein Lymphom. Wir begannen, am 20. Tag nach Erkrankungsbeginn, eine polypragmatische Therapie mit Cortison, Ceftriaxon und in den ersten 2 Tagen Ampicillin/Sulbactam.

Bei unverändertem klinischen Bild und febrilen Temperaturen gewannen wir nach ca. 34 Tagen nochmals Blutkulturen und Liquor. In der zweiten Blutkultur Nachweis von Listeria monozytogenes. In der dritten Liquordiagnostik jetzt lymphozytäre Pleozytose als Hinweis auf eine Enzephalitis.

Unter Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam, welches wir im Verlauf aufgrund einer systemischen allergischen Reaktion, auf Cotrim umstellen mussten, gute Rückbildung der initialen neurologischen Defizite.

Der Patient nimmt 5 Monate später an einer beruflichen Wiedereingliederungsmassnahme teil.