Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P393
DOI: 10.1055/s-2005-919427

Korreliert eine erhöhte Intima Media Dicke der A. carotis communis mit neuropsychologischen Defiziten bei HIV-Patienten?

Ö Yaldizli 1, O Kastrup 1, C Ley 1, H Wilhelm 1, S Esser 1, H.C Diener 1, M Maschke 1
  • 1Essen

Einleitung: Frühere Studien legten nahe, dass die Intima-Media-Dicke (IMT) der Arteria carotis communis als Surrogatmarker für Artherosklerose bei HIV-Patienten signifikant größer ist als bei altersgematchten gesunden Kontrollen. Inwieweit dies jedoch durch konventionelle vaskuläre Risikofaktoren oder durch den Einsatz von Proteaseinhibitoren und der damit verbundenen Lipodystrophie erklärt werden kann, wird derzeit kontrovers diskutiert. Unklar ist zudem, inwieweit atherosklerotische Veränderungen hirnversorgender Gefäße einen Einfluss auf die kognitiven Funktionen HIV-positiver Patienten hat.

Ziel: Es soll untersucht werden, ob die IMT bei HIV-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen erhöht ist und inwieweit dies mit neuropsychologischen Defiziten korreliert.

Methoden: Wir untersuchten 47 HIV-Patienten und 21 alterskorrelierte gesunde Kontrollen mittels Duplexsonographie und mit einer neuropsychologischen Testbatterie bestehend aus Digit span test, Corsi block tapping test, Leistungsprüfungssystem 3, Leistungsprüfungssystem 9, Memotest A, Memotest B, Bentontest, TAP Alertness Test, TAP Subtest Geteilte Aufmerksamkeit, Trail A-, Trail B-making Test, Gait speed Test und Allgemeine Depressionsskala. Die duplexsonographische Messung der der IMT erfolgte auf beiden Seiten 2cm und 3cm vor dem Bulbus caroticus von zwei voneinander unabhängigen Untersuchern ohne Kenntnis der übrigen Testergebnisse.

Ergebnisse: Die IMT war bei den Patienten signifikant größer (p<0,001) als bei den Kontrollen. Krankheitsmarker wie CD 4-Helferzell-Zahl, HIV-Last und Dauer der HIV-Erkrankung zeigten statistisch keinen Einfluss auf die IMT. Die IMT korrelierte korrelierte lediglich signifikant mit den Testergebnissen für die geteilte Aufmerksamkeit (Pearson: p=002; r=0,48), aber nicht mit den übrigen neuropsychologischen Tests. Die Einnahme von Proteaseinhibitoren zeigte keinen Einfluss auf die IMT.

Schlussfolgerungen: Die IMT ist bei HIV-Patienten signifikant größer ist als bei altersgematchten Kontrollen. Dagegen scheint die Entwicklung einer Artherosklerose gemessen an der IMT in der Pathogenese HIV-bedingter kognitiver Defizite nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Darüber hinaus korrelierte die IMT nicht mit der Schwere der Immundefizienz oder der Einnahme von den Lipidstoffwechsel-beeinflussenden Proteaseinhibitoren.