Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P405
DOI: 10.1055/s-2005-919438

Anti-CMV-IgG korreliert mit TCR Vß spezifisch expandierten CD4+CD57+ T Zellen bei der autoimmunen Myasthenia gravis

J.E Bartholomäus 1, B Tackenberg 1, M Happel 1, A Hehenkamp 1, K Radsak 1, W.H Oertel 1, N Willcox 1, N Sommer 1
  • 1Marburg; Oxford, UK

Einleitung: Die erworbene Myasthenia gravis (MG) ist eine gut charakterisierte, durch Antikörper vermittelte Erkrankung, bei der T Zellen eine wesentliche pathogenetische Bedeutung haben. Das Prinzip des „molekularen mimikry“ ist hierbei eine der am häufigsten favorisierten Hypothesen für die Initiierung des autoimmunologischen Prozesses. Dennoch sind direkte humorale oder zelluläre Hinweise für „molekulares mimikry“ bislang bei der MG nicht gefunden worden. CD57 ist ein vorwiegend auf NK-Zellen aber auch Monozyten, T- und B-Zellen vorkommendes Oligosaccharid, das eine Rolle bei Cytomegalievirus (CMV) spezifischen Immunreaktionen zu spielen scheint. Zweck dieser Studie war die Korrelation des serologischen IgG Antikörpertiters gegen CMV mit dem Anteil CD4+CD57+ T Zellen unter ex vivo expandierten T Zellen bei der MG.

Methoden: Das T-Zell-Rezeptor-(TCR)-Vß Repertoire frischer Lymphozyten (PBL) von 118 Patienten mit generalisierter MG wurde mittels 22 TCR-Vß spezifischer monklonaler Antikörper flusszytometrisch analysiert. Zur Identifizierung TCR-Vß spezifischer Expansionen diente eine aus 118 gesunden, alters- und geschlechtsgematchten Probanden bestehende Kontrollgruppe. Der relative Anteil CD57+ T-Zellen unter den um mehr als 5 Standardabweichungen (sd) vom Mittelwert der Kontrollen expandierten CD4+ T-Zellen wurde mit dem serologisch mittels ELISA gemessenen anti-CMV-IgG Titer korreliert. Zur statistischen Evaluation wurde Spearman's rank correlation coefficient verwendet. Mediane wurde mittels Mann-Whitney-U-Test verglichen. Signifikanz wurde jeweils zweiseitig zum Niveau p<0.05 getestet.

Ergebnisse: TCR-Vß spezifische Expansionen von CD4+ T-Zellen >5sd fanden sich bei 21 Patienten (17.8%). Darunter waren 4 Patienten ohne positiven Serumstatus für CMV. Der Mittelwert für anti-CMV-IgG lag in der Expansionsgruppe bei 13.6±9.7 IU/mL und bei den übrigen Patienten bei 7.5±8.9 IU/mL (p<0.002). Der Korrelationskoeffizent für den Anteil CD57+ T-Zellen unter den expandierten CD4+ T-Zellen war r=0.81 mir einem r2=0.66 (p<0.005).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse weisen auf einen möglichen pathophysiologischen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Cytomegalievirus und Myasthenia gravis hin. Ob es sich hierbei um einen tatsächlichen kausalen Zusammenhang handelt, kann erst nach Charakterisierung der Epitopspezifität der expandierten CD4+ T-Zellen beantwortet werden.