Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P412
DOI: 10.1055/s-2005-919445

Sind Menthol- und Kältesensitive C-Nozizeptoren vasoaktiv?

J Ludwig 1, R Amschler 1, T Mühlbacher 1, A Binder 1, J Schattschneider 1, R Maag 1, G Wasner 1, R Baron 1
  • 1Kiel

Fragestellung: Kältehyperalgesie ist ein typisches Symptom bei neuropathischen Schmerzen. In einem neuen experimentellen Schmerzmodell liess sich bei Probanden ein Kälteschmerz und eine Kältehyperalgesie durch topische Applikation von Menthol auslösen. Das Menthol aktiviert dabei eine Subpopulation von C-Nozizeptoren. Im Areal der Menthol-Applikation und 3mm außerhalb davon ließ sich zudem eine Hautrötung bzw. ein Flussanstieg mit dem Laser Doppler nachweisen. Ob es sich dabei um eine direkte Hautreizung oder um eine Vasodilatation aufgrund eines Axonreflexes handelt, ist unklar. Ziel dieser Studie ist es, eine mögliche Vasoaktivität der Menthol-sensitiven C-Nozizeptoren zu untersuchen.

Methode: Bei 11 Probanden wurde Menthol topisch am Unterarm zum einen unter Kühlung des Applikationsareals auf 13°C, zum anderen unter Wärmung auf 39°C appliziert. Die Haut wurde jeweils 5min vor der Mentholgabe gekühlt bzw. gewärmt und die Temperaturen während der 15min Applikation aufrecht erhalten. Gleichzeitig wurde 1cm außerhalb der Applikationsstelle die Hautdurchblutung kontinuierlich mit dem Laser-Doppler gemessen. Als Kontrolle wurde der Versuch mit Ethanol durchgeführt.

Ergebnisse: Während der 5minütigen Vorkühlung bzw. Wärmung kam es zu keiner wesentlichen Veränderung des Hautblutflusses im Vergleich zum Ausgangswert. Unter Kühlung kam es zu einer leichten Abnahme, unter Wärmung zu einer geringen Zunahme der Hautdurchblutung, jedoch ohne statistische Signifikanz. Setzt man die Hautdurchblutung am Ende der Vorkühlung bzw. –wärmung auf 100%, verringerte sie sich während der Mentholgabe unter Fortführung der Kühlung im Durchschnitt nicht. Nach 3 Minuten kommt es zu einem geringen Anstieg der Hautdurchblutung, die nach 11 Minuten wieder den Ausgangswert erreicht.

Bei Mentholgabe und Wärmung dagegen steigt die Hautdurchblutung kontinuierlich an und liegt nach 15 Minuten um 118% höher als nach der Vorwärmungsphase. Im Vergleich zu Ethanol unter Wärme ist der Anstieg über alle Werte im Durchschnitt statistisch signifikant (p<0,05).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Anstieg der Hautdurchblutung durch Menthol als Hinweis auf einen Axonreflex. Die Daten stützen die Hypothese, dass die Menthol-sensitiven C-Nozizeptoren vasoaktiv sind.

Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (BA 1921/1–3), das BMBF (DFNS, 01EM01/04), die Alexander von Humboldt-Stiftung und Pfizer Deutschland (unrestricted educational grant)