Beeinträchtigung der Baroreflexfunktion bei Patienten mit Temporallappenepilepsien

Einleitung: Bei Patienten mit Temporallappenepilepsien (TLE) finden sich häufig kardiovaskuläre autonome Auffälligkeiten. Die Funktion des Baroreflexes – des wichtigsten Reflexes zur Aufrechterhaltung kardiovaskulärer Stabilität – wurde bislang bei Patienten mit TLE nicht systematisch untersucht. In der vorliegenden Studie wurde die kardiovaskuläre autonome Variabilität und die Baroreflexfunktion bei Patienten mit TLE und Kontrollpersonen miteinander verglichen.

Methodik: Wir untersuchten 22 Patienten mit TLE und 20 Kontrollpersonen. Wir zeichneten kontinuierlich die Herzfrequenz (HR) und den Blutdruck (BP) auf. Wir führten konventionelle kardiovaskuläre Reflextests durch und wendeten eine spektralanalytische Beurteilung von HR und BP an. Dabei beurteilten wir die sympathische und parasympathische Modulation von HR und BP anhand der Leistungen der Biosignaloszillationen im niederfrequenten (LF) Frequenzband von 0.04–0.15Hz (LF-power) und im hochfrequenten (HF) Frequenzband von 0.15–0.5Hz (HF-power). Darüberhinaus berechneten wir die relative LF- and HF-power in Bezug zur Summe der LF- und HF-power. Der LF-“transfer function gain“ zwischen BP und HR wurde als Parameter der Baroreflexfunktion herangezogen.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der konventionellen kardiovaskulären Reflextests bei TLE Patienten und Kontrollpersonen unterschieden sich nicht. Spektralanalytisch zeigten die TLE Patienten verminderte absolute LF- and HF-power, aber eine erhöhte relative LF-power von HR und BP. Der LF-“transfer function gain“ zwischen BP und HR war bei TLE Patienten vermindert (p<0.05).

Schlussfolgerung: Die verminderten absoluten LF- and HF-power Werte von HR und BP zeigen eine verminderte autonome Gesamtvariabilität bei TLE Patienten an. Allerdings weist die erhöhte relative LF-power auf eine dennoch relativ erhöhte sympathische Aktivität bei TLE Patienten hin. Als wichtigsten Befund unserer Untersuchung konnten wir eine beeinträchtigte Baroreflexfunktion bei TLE Patienten feststellen. Die beschriebenen kardiovaskulären autonomen Befunde könnten zur Pathogenese kardialer Arrhythmien bei TLE Patienten beitragen.