Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P553
DOI: 10.1055/s-2005-919584

Kasuistische Darstellung von kognitiven Defiziten bei Multipler Sklerose unter Donezepil – Untersuchungen unter den Bedingungen einer Nervenarztpraxis

R Dachsel 1
  • 1Chemnitz

Kognitive Störungen im engeren Sinne kommen bei etwa 50% aller Multipler-Sklerose-Patienten (MS-Pat.) vor (Calabrese) und sind der wichtigste Faktor für deren Verbleib in der Arbeitswelt, wobei diese meist Teilleistungsstörungen beinhalten. Das Anliegen dieser Untersuchungen war es, anhand der klinischen Beurteilung einschließlich Selbsteinschätzung und einfach in der Nervenarztpraxis zu realisierender Tests (SKT, MMST) Hinweise auf einen Einfluss des Anticholinergikums Donezepil (D.) auf die Leistungsfähigkeit von kognitiv gestörten MS-Pat. zu finden.

Patientengut: Es wurden 15 Pat. (9 Frauen, 6 Männer) mit zur Hälfte schubförmigem Verlauf über im Mittel 9,5 Mon. D.-behandlung (0,25–24Mon.) unter überwiegend immunmodulatorischer bzw. –suppressiver Basistherapie untersucht, wobei nur 14 Pat. die Tests absolvieren konnten (1 Pat. stark sehbehindert).

Ergebnisse: Die überwiegend an kognitiven Teilleistungs- oder subjektiven Defiziten (10 Pat.) leidenden Pat. haben überwiegend nur 5mg Donezepil/d vertragen, insbesondere waren bei diesen Pat. gastrointestinale Nebenwirkungen ein entscheidender Grund, der zum Absetzen bzw. zur Dosisreduktion von D. führte.

Bei der klinischen Einschätzung des Therapieeffektes (Selbst- und Fremdeinschätzung) waren drei Pat. ihrem Leistungsvermögen gebessert, bei sieben ergab sich keine Änderung und drei imponierten als zunehmend beeinträchtigt, wobei es sich dabei um bereits echte Demenzfälle handelte. Im SKT- Verlauf (11/14) ließ sich ein günstigeres Ergebnis zeigen (7/14 besser, 4/14 stabil). Die MMST- Kontrollen (7/14) zeigten keine erkennbare Tendenz (2/14besser, 4/14 stabil, 1/14 schlechter) bei auch unveränderten Durchschnittswerten.

Diskussion und Schlussfolgerungen:

1. Die Verträglichkeit des Donezepils war bei jüngeren Patienten mit mehr subjektivem Leistungsdefizit (im Sinne des Fatigue- Syndroms) schlechter als bei älteren mit einem annehmbaren cholinergen Defizit, wobei überwiegend nur 5mg/d vertragen wurden.

2. Wie auch bei Greene et al. (17 MS–Pat.) und Krupp et al. (8 MS–Pat.), die eine sígnifikante Besserung in verschiedenen kognitiven Teilbereichen beschrieben, kam es auch bei unseren Pat. zumindest zu einer Stabilisierung des Leistungsvemögens, in Teilbereichen auch zu einer Verbesserung bei allerdings auch kleiner Patientenzahl.

3. Weitere Studien (doppelblind, randomisiert) mit definiertem kognitiven Defizit sind zur Sicherung des Therapieeffektes von Cholinesterasehemmern bei MS sicher notwendig.