Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P560
DOI: 10.1055/s-2005-919591

Stationäre Behandlung von Multiple Sklerose Patienten vor und nach Einführung eines Disease Management Programms (DMP)

H Gehring 1, E Fischer 1, B Griewing 1, M Hahne 1
  • 1Bad Neustadt

Fragestellung: Welche Auswirkungen hat die Einführung eines Disease Management Programms auf Diagnostik und Therapie stationär betreuter MS-Patienten.

Methoden: Die Untersuchung beruht auf der Auswertung einer Access-basierten Datenbank, in der alle Patienten der neurologischen Klinik Bad Neustadt mit der Entlassdiagnose Multiple Sklerose (ICD-10: G35) erfasst wurden.

Der Erfassungszeitraum erstreckte sich vom 01.01.2000 bis zum 30.09.2004. Der Beginn des DMP erfolgte am 01.04.2002, sodass wir einen Zeitraum von 27 Monaten vor und 27 Monaten nach Einführung des DMP überblicken.

Ergebnisse: Nach Einführung des DMP stieg die Anzahl der behandelten Patienten um 62% im Vergleich zum Zeitraum vor DMP. Der Anteil der Erstdiagnose Multiple Sklerose stieg von 18% auf 33% nach Einführung des DM.

24% der Patienten erhielten vor DMP eine Neueinstellung der immunmodulatorischen Therapie, demgegenüber stehen 36% nach Einführung des DMP.

Der Anteil der Patienten ohne immunmodulatorische Behandlung lag vor DMP Einführung bei 45%. Im Vergleichszeitraum nach Einführung des DMP sank der Anteil auf 38%.

Schlussfolgerung: Die Einführung eines Disease Management Programms (DMP) führte zu einer deutlichen Zunahme der Behandlungszahlen sowie einer Zunahme des Anteils der Erstdiagnosen einer Multiplen Sklerose. Eine wichtige Rolle für diese Entwicklung spielte die verbesserte Aufklärungs- und Informationspolitik von Patienten und ambulanten Behandlern. Die größere Diagnosesicherheit unter Anwendung der diagnostischen Kriterien nach Mc Donald mittels klinischem und neuroradiologischem Befund (MRT) hat einen entscheidenden Anteil.

Die konsequente leitlinienkonforme Behandlung nach dem anerkannten Stufenschema der MSTKG drückt sich in einer Zunahme der immunmodulatorisch therapierten Patienten aus.

Allerdings sind unserer Einschätzung nach – aufgrund der Erfahrungen mit dem DMP- insgesamt noch immer zu viele Patienten nicht oder nur unzureichend immunmodulatorisch behandelt. Die Einführung des DMP änderte daran nur wenig.