Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P593
DOI: 10.1055/s-2005-919624

Chronisch entzündliche Liqour-Veränderungen bei Patienten mit schmerzhafter Polyneuropathie

A Binder 1, G Wasner 1, F.T Ahmadi 1, J Schattschneider 1, R Baron 1
  • 1Kiel

Einleitung: Die Ursachen für die Entwicklung einer schmerzhaften Polyneuropathie sind unklar, obwohl zahlreiche Mechanismen tierexperimentell dargestellt werden konnten. Neuere Studienergebnisse geben Hinweise auf entzündliche Veränderungen, z.B. mit erhöhter TNF-Expression in Nervenbiopsaten, bei Patienten mit schmerzhafter Polyneuropathie. Tierexperimentell konnten nach peripherer Nervenläsion erhöhte proinflammatorische Zytokinspiegel im Hinterhorn des Rückenmarkes dargestellt werden. In der vorliegenden retrospektiven Studie sollte überprüft werden, in wieweit entzündliche Veränderungen auch im Liquor cerebrospinalis der Patienten mit einer schmerzhaften Polyneuropathie nachgewiesen werden können.

Methode: Die Liquoranalysen, elektrophysiologischen Befunde und klinischen Angaben der in den Jahren 1996–2001 stationär in der Klinik für Neurologie Kiel behandelten Patienten mit der elektrophysiologisch gesicherten Diagnose Polyneuropathie wurden ausgewertet. Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen, die Liquorveränderungen verursachen, wurden nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse der Auswertung wurden statistisch verglichen (U-Test) und mit einem p<0,05 als statistisch signifikant unterschiedlich bewertet.

Ergebnisse: 15 Patienten mit schmerzhafter und 45 Patienten mit nichtschmerzhafter Polyneuropathie konnten nach den Ein- und Ausschlusskriterien identifiziert werden. Beide Gruppen zeigten eine ähnliche Häufigkeitsverteilung hinsichtlich Läsionsart und betroffener Qualitäten im neurographischen Befund. Bei Patienten mit einer schmerzhaften Polyneuropathie zeigte sich ein signifikant erhöhtes Gesamteiweiß, IgA- und IgG-Spiegel im Liquor gegenüber den Patienten mit nichtschmerzhafter Polyneuropathie. Die Zellzahl, das Albumin und IgM-Spiegel zeigten keine signifikanten Unterschiede. In der Gruppe der schmerzhaften PNP waren keine oligoklonale Banden nachweisbar.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen im Rahmen eine Polyneuropathie lassen sich entzündliche Liquorveränderungen nachweisen. Diese Ergebnisse bestätigen die bisherigen experimentellen Ergebnisse hinsichtlich chronisch entzündlicher Mechanismen in der Entwicklung neuropathischer Schmerzen.

Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (BA 1921/1–3), das BMBF (DFNS, 01EM01/04), die Alexander von Humboldt-Stiftung und Pfizer Deutschland (unrestricted educational grant)