Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P609
DOI: 10.1055/s-2005-919640

Untersuchung der intrakortikalen Inhibition im Verlauf der ALS

K Krampfl 1, H Özalp 1, R Dengler 1, J Bufler 1
  • 1Hannover

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) erlaubt die neurophysiologische Funktionsprüfung des kortikospinalen motorischen Systems bei amyotropher Lateralsklerose (ALS). Mit komplexeren Anwendungen wie paired pulse TMS konnte pathophysiologisch wie auch diagnostisch relevante Information über die intrakortikalen Inhibition und Fazilitierung gewonnen werden. Mehrere Studien zeigten eine eingeschränkte frühe intrakortikale Inhibition bei ALS während die intrakortikale Fazilitierung nicht verändert erscheint. Um die Dynamik der Verringerung der intrakortikalen Inhibition im Krankheitsverlauf zu analysieren, wurden verschiedene TMS-Parameter bei 12 ALS-Patienten (nach den El Escorial Kriterien) im Verlauf von 2 Jahren in Intervallen von 6 Monaten untersucht. Mittels „single shock TMS“ wurden die zentralmotorische Leitungszeit (CMCT) und die Amplitude motorisch evozierter Potentiale (MEPs) sowie der MEP/M Amplituden-Quotient, die kortikale motorische Schwelle und die kortikale silent period bestimmt. Mittels paired pulse TMS konnten die intrakortikale Fazilitierung (Interstimulusintervall (ISI) 3 ms) und die intrakortikale Inhibition (früh, ISI 15 ms; spät, ISI 50, 100, 150, 200 ms) charakterisiert werden.

Es zeigte sich im Verlauf der Untersuchung bei Mittelung der Daten der untersuchten Patienten ein signifikanter Anstieg der motorischen Schwelle von 45±5% auf 60±7%, eine ebenfalls signifikante Zunahme der kortikalen silent period von 82±9 ms auf 103±10 ms. CMCT sowie der MEP/M Amplituden-Quotient waren bei einzelnen Patienten pathologisch verändert, zeigten aber in der Untersuchung der Durchschnittswerte keine signifikante Veränderung. Dies gilt auch für die Ergebnisse der paired pulse TMS. Bei der späten intrakortikalen Inhibition zeigte sich aber eine schwach signifikante Zunahme im Krankheitsverlauf als möglicher Hinweis auf eine Sensitivität des Parameters für Veränderungen zumindest bei einem Teil der untersuchten Patienten.

Im Ergebnis zeigen sich die bereits in der Literatur bekannten Zeichen der Reduktion der intrakortikalen Hemmung. Die Dynamik der verschiedenen Parameter im Verlauf der 2jährigen Untersuchung lässt auf unterschiedliche Verlaufsmuster schließen, die bei Vorliegen größerer Datensätze differenziert werden sollten.