Rationale: Die Menstruation gilt als Risikofaktor der zerebralen Dekompressionskrankheit (DCSII)
bei Taucherinnen. Unter der Annahme, dass diesem Phänomen eine paradoxe arterielle
Embolie via Rechts-Links-Shunt (RLS) zugrunde liegt, wurde in dieser Studie ein Zusammenhang
zwischen hormonellen Schwankungen im Rahmen des Zyklus und der Detektierbarkeit eines
RLS postuliert.
Eine vermehrte Nachweisbarkeit des RLS am Tag 1 des Zyklus wurde erwartet.
Methodik: 40 Frauen mit regelmäßigem 28– Tagezyklus und ohne orale Kontrazeption wurden jeweils
zu 2 transkraniellen Dopplersonographieuntersuchungen (TCD) gebeten, von denen eine
am 1. Tag und die andere am 15. Tag des Zyklus durchgeführt wurde.
Zerebrale HITS (=Kontrastmittelsignale in der Arteria cerebri media) bewiesen einen
RLS.
Resultate: Bei 25% der Frauen ließ sich ein RLS detektieren.
7 von diesen 10 shuntpositiven Probandinnen zeigten HITS vermehrt oder ausschließlich
am Tag 15.
Gemäss Mc Nemar's Test ist dieser Unterschied in der Detektionsrate eines RLS signifikant
(p=0.031): Ein RLS lässt sich öfters in der Ovulationsphase nachweisen als zum Zyklusbeginn.
Diskussion: Die Nachweisrate eines RLS von 25% stimmt mit der Prävalenz eines Persistierenden
Foramen Ovale als Hauptursache eines Rechts-Links-Shunts überein. Das vermehrte Auftreten
des RLS in der Ovulationsphase widerspricht dem erwarteten Resultat, welches sich
bisher jedoch nur auf einzelne Fallberichte stützt. Unser Ergebnis könnte sich durch
den erhöhten Östrogenspiegel während des Eisprungs erklären, welcher zu systemischer
Vasodilatation führt. Unserer Studie zufolge sollten RLS-fördernde Einflüsse (Operationen,
Tauchen) während der Ovulationsphase möglichst vermieden werden. PFO-Sreenings bei
Frauen in gebärfähigem Alter sollten in der Mitte des Zyklus durchgeführt werden,
um die größtmögliche Sensitivität zu gewährleisten.