Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P643
DOI: 10.1055/s-2005-919674

Zyklusabhängiges Risiko einer paradoxen arteriellen zerebralen Embolie – eine einfachblinde transkranielle Dopplersonographieuntersuchung

S Klien 1, M Spiegel 1, K Engelhardt 1, C Schmidauer 1, H Ulmer 1, M Diepers 1, T Mutzbauer 1, E Schmutzhard 1
  • 1Innsbruck, A; Mannheim; Zürich, CH

Rationale: Die Menstruation gilt als Risikofaktor der zerebralen Dekompressionskrankheit (DCSII) bei Taucherinnen. Unter der Annahme, dass diesem Phänomen eine paradoxe arterielle Embolie via Rechts-Links-Shunt (RLS) zugrunde liegt, wurde in dieser Studie ein Zusammenhang zwischen hormonellen Schwankungen im Rahmen des Zyklus und der Detektierbarkeit eines RLS postuliert.

Eine vermehrte Nachweisbarkeit des RLS am Tag 1 des Zyklus wurde erwartet.

Methodik: 40 Frauen mit regelmäßigem 28– Tagezyklus und ohne orale Kontrazeption wurden jeweils zu 2 transkraniellen Dopplersonographieuntersuchungen (TCD) gebeten, von denen eine am 1. Tag und die andere am 15. Tag des Zyklus durchgeführt wurde.

Zerebrale HITS (=Kontrastmittelsignale in der Arteria cerebri media) bewiesen einen RLS.

Resultate: Bei 25% der Frauen ließ sich ein RLS detektieren.

7 von diesen 10 shuntpositiven Probandinnen zeigten HITS vermehrt oder ausschließlich am Tag 15.

Gemäss Mc Nemar's Test ist dieser Unterschied in der Detektionsrate eines RLS signifikant (p=0.031): Ein RLS lässt sich öfters in der Ovulationsphase nachweisen als zum Zyklusbeginn.

Diskussion: Die Nachweisrate eines RLS von 25% stimmt mit der Prävalenz eines Persistierenden Foramen Ovale als Hauptursache eines Rechts-Links-Shunts überein. Das vermehrte Auftreten des RLS in der Ovulationsphase widerspricht dem erwarteten Resultat, welches sich bisher jedoch nur auf einzelne Fallberichte stützt. Unser Ergebnis könnte sich durch den erhöhten Östrogenspiegel während des Eisprungs erklären, welcher zu systemischer Vasodilatation führt. Unserer Studie zufolge sollten RLS-fördernde Einflüsse (Operationen, Tauchen) während der Ovulationsphase möglichst vermieden werden. PFO-Sreenings bei Frauen in gebärfähigem Alter sollten in der Mitte des Zyklus durchgeführt werden, um die größtmögliche Sensitivität zu gewährleisten.