Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P645
DOI: 10.1055/s-2005-919676

Neurosonographischer und klinischer Langzeitverlauf von Patienten mit ischämischen Infarkten im vertebrobasilären Stromgebiet

A.V Khaw 1, U Schminke 1, A Bleiss 1, C Kessler 1
  • 1Greifswald

Hintergrund: Verfügbare Daten zum Langzeitverlauf von vertebrobasilären Ischämien sind uneinheitlich, zum neurosonographischen Follow-up existieren kaum Erkenntnisse.

Methoden: Zwischen 12/2000 und 3/2002 wurden 38 konsekutive Patienten der Stroke Unit Greifswald mit klinisch definitiven vertebrobasilären ischämischen Insulten in die prospektive Studie eingeschlossen, sofern native und ggf. echokontrastgestützte extra-/intrakranielle Doppler-/Duplexsonographie und eine CT-Angiographie (CTA) in <48 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt wurden. Klinische und sonographische Verlaufsuntersuchungen erfolgten nach einer Woche, im ersten Jahr alle 3, danach alle 6 Monate. Die Sonographie umfasste Aa. subclaviae, vertebrales bis cerebri post.

Ergebnisse: Das mittlere Follow-up der 29 Männer (76%) und 9 Frauen (mittleres Alter 68±12,5 Jahre, Spanne 42–90) betrug 22±12,6 Monate (Spanne 0,25–48). Zum Zensus 3/2005 waren 26 Patienten (68%) nicht mehr in der Verlaufsbeobachtung (d.h. mind. 3 reguläre konsekutive Follow-ups versäumt), davon 2 nachweislich verstorben und 3 weitere voll pflegebedürftig. Initial waren bei 18 Pat. (47%) eine vertebrobasiläre Stenose(n), bei 14 (37%) ein Verschluss, bei 9 (24%) eine Hypoplasie und bei 10 (26%) sonographisch ein Normalbefund erhoben worden. Bei 18 Pat. blieb der Sonographiebefund unverändert, bei 10 zeigte sich eine Regredienz, d.h. partielle/volle Rekanalisation (in <=7 Tagen bei 4, nach >=3 Monaten bei 3) oder Reduktion der Stenose(n) (nach >=6 Monaten bei 3), bei 12 Pat. (32%) eine Progredienz (Zunahme von Stenose(n), Auftreten neuer Stenose(n)/Okklusion(en), prox. Thrombosierung bei distaler Strömungsbehinderung). Während vor dem akuten Insult alle Pat. ohne funktionelle Behinderung waren (modified Rankin Scale [mRS] 0–1), verblieben zum jeweils letzten Follow-up (mittlere mRS 2,4, Median 2, Spanne 0–6) nur 9 Pat. (24%) in dieser Gruppe; 24 (63%) waren nicht auf fremde Hilfe in Alltagsaktivitäten (mRS 0–2) angewiesen, 4 (11%) immobilisiert oder verstorben (mRS 5–6).

Konklusionen: 1) Es besteht eine beträchtliche Dynamik im Langzeitverlauf pathologischer neurosonologischer vertebrobasilärer Befunde bei Pat. mit ischämischen Insulten in diesem Stromgebiet mit einem Überwiegen atherosklerotischer Progredienz, aber in etwa ¼ auch einer Regredienz. 2) Unsere stark selektive Serie weist eine intermediäre funktionelle Langzeitprognose auf mit einem Überwiegen leichter bis mittlerer Behinderungsgrade.