Einleitung:
Die in der Mammadiagnostik gängigen Verfahren der Diagnosesicherung mittels Hochgeschwindigkeits-Stanzbiopsien
werden seit einiger Zeit durch großlumigere Vakuumbiopsie (VB)-Verfahren ergänzt.
In Kombination mit hochauflösendem US können großlumige VB Verfahren zur präziseren
Diagnosesicherung und minimalinvasiven Exstirpation benigner Mammaläsionen eingesetzt
werden.
Methode:
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Textil- und Verfahrenstechnik in Denkendorf
wurde ein Gel-Simulationsmodell entwickelt, mit dem die Entfernung benigner Mammaläsionen
(z.B. Fibroadenom) mittels VB imitiert werden kann. Hergestellt wurden zweigelappte
ovaläre Modelle aus flexiblem, schneidbarem Kunststoffmaterial. Weitere Anforderungen
waren gute Schallreflexion bei geringer dorsaler Schallauslöschung. Ausgewähltes Modell:
Elastosil RT625 (2-Komponenten-Siliconkautschuk). Das Modell wurde in Gußformen von
4mm bis 20mm Längsachse produziert. Die Modelle wurden in Putenfleisch implantiert
und unter 2D- und 3D-US mit 11 G- und 8 G-Nadeln vakuumbiopsiert. Nach Annahme sonographischer
Komplettentfernung wurden 6 weitere Zylinder entnommen und die Biopsiehöhle auf Residuen
inspiziert.
Parallel wurde die großlumige 8-G VB-Nadel in die Klinikroutine eingeführt. Weiterhin
wurden retrospektiv die Anwendererfahrungen bei der sonographischen Komplettexstipation
vom Fibroadenomen durch die VB durch die Arbeitsgemeinschaft Minimalinvasive Mammainterventionen
(AG MiMi) der Deutschen Gesellschaft für Senologie ausgewertet (Hahn et al, Gebfra
2004).
Ergebnisse:
Die Mindestanzahl zu entfernender Zylinder pro Tumorvolumen, die maximale Tumorgröße
zur Komplettexzision und die optimale Nadelgröße wurden ermittelt. Es wurden Normkurven
angefertigt, die die zu entfernende Zylinderanzahl pro Befundlängsachse für die jeweilige
Nadelgröße angeben. Befunde bis zu einer Längsachse von 10–12mm können sonographisch
mit der 11 G-Nadel exstirpiert werden, Befunde mit einer Längsachse bis 18mm mit der
8 G-Nadel. Die 3 D-US Kontrolle trug nicht signifikant zur Präzisierung der Untersuchung
bei. Die 8G-Nadel ermöglicht bei gleicher Komplikationsrate eine schnellere und vollständigere
Exstirpation eines Befundes, da die Gewebefraktionierung deutlich geringer ist. Die
Ergebnisse am Gel-Modell korrelieren mit denen der retrospektiven Patientinnenauswertung.
Benigne Befunde bis ca. 20mm sind durch die VB exstirpierbar.
Zusammenfassung:
Die angefertigten Normkurven mit dem Gel-Putenphantom geben dem Kliniker eine Hilfe
bei der Durchführung von VBs mit dem Ziel der sonographischen Komplettentfernung.
Beide Nadelgrößen sind in die Klinikroutine integrierbar, wobei die 8-G Nadel geeigneter
bei Mikrobiopsien mit dem Ziel der Komplettentfernung zu sein scheint. Die Modelldaten
decken sich mit den Anwendererfahrungen der AG MiMi und wurden mit einbezogen in die
Erstellung einer Konsensusempfehlung zu Anwendung und Indikationen der VB unter US-Sicht.