Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66(7): 641-642
DOI: 10.1055/s-2006-923987
Editorial

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburtshilfe und Frauenheilkunde ist wissenschaftliches Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)

Geburtshilfe und Frauenheilkunde is Scientific Organ of the Austrian Association of Obstetrics and Gynecology (OEGGG)C. Marth1 , M. Beckmann1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Innsbruck, Österreich, und Erlangen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2006 (online)

Die „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ wurde 2006 auch zum wissenschaftlichen Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG). Damit sind die deutschen und österreichischen Fachgesellschaften wissenschaftlich gemeinsam in einem Journal vertreten. Dies ist zweifellos ein wichtiges Signal, da im Rahmen der zunehmenden Globalisierung, vor allem im wissenschaftlichen Bereich, immer weniger Platz für die Darstellung nationaler Gesellschaften bleibt. Während früher das Ideal einer „Schule“ gelebt wurde, sind es heute vielmehr „evidence based medicine“ und internationale Leitlinien, die unser klinisches Tun dominieren. Damit wird es für ein kleines Land wie Österreich immer schwieriger, einen Beitrag zur Entwicklung des Faches zu leisten. Wir sind allerdings überzeugt, dass die angloamerikanische Dominanz die regionale Entwicklung nicht unterdrücken darf. Es gibt nunmehr bereits zahlreiche Beispiele für gemeinsame Aktivitäten, so etwa der Senologiekongress oder verschiedene Dreiländertreffen zu Spezialthemen, wie Endoskopie oder Sonographie. Diese Beispiele zeigen, dass das Bedürfnis besteht, im deutschsprachigen Raum enger zu kooperieren. In unseren Bemühungen Kompetenzzentren aufzubauen, gibt es insbesondere im Bereich der Senologie auch erste Verknüpfungspunkte. Bereits zwei Mammazentren wurden entsprechend den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie zertifiziert. Dies bedeutet, dass damit die S3-Leitlinien auch für Österreich Geltung erlangen, obzwar in einigen wenigen Bereichen österreichische und deutsche Leitlinien noch leicht divergieren. Dahinter mag man einerseits unterschiedliche historische Entwicklungen sehen, andererseits ist auch die Landschaft im Bereich der Gynäkologie unterschiedlich strukturiert. Dass die „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ nunmehr auch als wissenschaftliches Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe fungiert, ist ein weiterer Meilenstein dieser Kooperation und erfüllt uns mit Freude. Dies bedeutet für uns jedoch den Auftrag, dieser Zeitschrift vermehrt unsere wissenschaftlichen Publikationen anzubieten, um dazu beizutragen, die Zielgruppe dieser Zeitschrift besser zu erreichen und zu versorgen. Unser Ziel muss es sein, dieses wissenschaftliche Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Leben zu erfüllen. Unsere Hoffnung dabei ist sicherlich die Jugend, die mit Enthusiasmus und Motivation die Entwicklung des Faches „Gynäkologie und Geburtshilfe“ weiterträgt.

Leider ist dies in den vergangenen Jahren nur sehr unzureichend erfolgt. So waren etwa im Jahr 2002 von den 133 eingereichten Manuskripten lediglich 4 aus Österreich. Damit liegt Österreich deutlich hinter der Schweiz und in vergleichbarer Größenordnung wie Italien, Polen oder Kroatien. Über die Jahre lässt sich auch keine Steigerung beobachten. 2003 waren es 3 und 2004 7 eingereichte Manuskripte. Da die „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ zweifellos das wichtigste deutschsprachige Organ unseres Fachgebietes ist, ist dieser Anteil eindeutig zu gering. Als wissenschaftliches Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sollte jedoch eine deutliche Entwicklung nach oben erfolgen. Da die Bedeutung der deutschsprachigen Publikation insbesondere in Österreich durch die Habilitationsordnung an den jeweiligen Universitäten nur mehr eine sehr eingeschränkte Bedeutung besitzt, ist die geringe Annahme der „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ zumindest teilweise zu erklären. Im Rahmen der Autonomie der Medizinischen Universitäten, die ja in den letzten Jahren von den Stammuniversitäten abgespalten wurden und nicht mehr als Fakultät, sondern als eigene Universität geführt werden, wurden jedoch auch die Habilitationsvoraussetzungen geändert. Neben Impact-Faktoren spielen dabei auch zusammenfassende Darstellungen des wissenschaftlichen Œuvres, die damit eine Durchdringung des Gesamtfaches belegen, eine zunehmende Bedeutung. Allerdings sind für eine große Leserschar die hoch spezialisierten, experimentellen Publikationen der jungen Nachwuchswissenschaftler oftmals wenig geeignet und müssen weiterhin in Spezialzeitschriften publiziert werden. Des Weiteren muss es die Aufgabe auch sein, neueste Entwicklungen der Forschung übersetzt in eine Sprache, die nicht nur deutsch, sondern auch verständlich ist, für eine breitere Interessentenschar, auch in der niedergelassenen Praxis, aufzuarbeiten. Damit entsteht auch ein Verbindungsglied zwischen hohem Spezialisierungsgrad in den Forschungslabors und Spezialkliniken und praktischer Anwendbarkeit neuester Entwicklungen.

Wir sehen dieser neuen Kooperation der deutschsprachigen, wissenschaftlich-gynäkologischen Gesellschaften hoffnungsfroh entgegen und danken von österreichischer Seite dem Redaktionsteam der „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ für diese Möglichkeit.

Prof. Dr. med. Christian Marth

Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck

Anichstraße 52

6020 Innsbruck

Österreich

eMail: christian.marth@uibk.ac.at

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