Rofo 2006; 178(7): 730-732
DOI: 10.1055/s-2006-926746
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Progrediente metastatische Kalzifikation der Lunge

V.-G Bansemer1 , S. Bercker1 , R. Pfitzmann1 , A.-J Lemke1
  • 1Berlin
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Publication History

eingereicht: 12.1.2006

angenommen: 4.4.2006

Publication Date:
03 July 2006 (online)

Einleitung

Pulmonale Verkalkungen zeigen sich häufig in der CT der Lunge und stellen meistens Residuen bereits abgeheilter Prozesse dar. Anhand ihrer Anordnung und Morphologie kann oft Rückschluss auf ihre Genese gezogen werden. Dabei sind noduläre Verkalkungen, wie zum Beispiel bei postspezifischen Residuen, häufiger anzutreffen als flächige. Neben den durch Infektionskrankheiten ausgelösten Kalkablagerungen sind solche Phänomene jedoch auch bei anderen benignen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Kalziumstoffwechselstörungen, aber auch bei malignen Prozessen, wie zum Beispiel bei Bronchialkarzinomen oder bei verschiedenen pulmonal metastasierten Tumoren nachweisbar (Henk et al., Radiologe 1996; 36; 534 - 542).

Meistens ist der Verkalkungsprozess langsamer Natur, wie zum Beispiel bei der so genannten „metastatischen” Kalzifikation. Dieser Begriff wurde bereits 1855 von R. Virchow geprägt, der eine metastasenartige parenchymale Ablagerung von Kalzium aus dem Blut beschrieb. Unter diesem Begriff ist somit kein malignes oder neoplastisches Geschehen zu verstehen. Man unterscheidet hierbei zwei Formen: die viszerale und die nichtviszerale Manifestation. Letztere wird auch Kalziphylaxie genannt, befällt zusätzlich die Cutis und kann fulminante Verläufe nehmen (Takatoshi Matsuo et al., Nephron 2001; 87: 75 - 79).

Diese metastatischen Kalzifikationen werden durch verschiedene Faktoren getriggert, die die Entstehung eines hohen Kalziumphosphatproduktes begünstigen. Hyperparathyreoidismus, Hyperkalzämie und Hyperphosphatämie aber auch immunsuppressive Therapien und Steroidmedikation sind hier als wichtige Punkte aufzulisten. Durch Kumulation solcher Risikofaktoren haben gerade Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz oder Patienten nach Nierentransplantation ein erhöhtes Risiko, viszerale oder nichtviszerale Verkalkungen in verschiedenen Organsystemen zu erleiden (Ullmer et al., Chest 2001; 120: 1394 - 1398).

Victor-Götz Bansemer

Berlin

Email: bansemer@gmx.de

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