Zusammenfassung
Einleitung: Ziel dieser prospektiven Anwendungsbeobachtung war es, festzustellen, ob durch regelmäßige
und intensive Anwendung eines gelartigen Tränenersatzmittels eine Rückbildung der
lidkantenparallelen konjunktivalen Falten (LIPCOFs) erreicht werden kann. Methode: In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Augenärzten wurden Patienten rekrutiert, die
an einem fortgeschrittenen Sicca-Syndrom litten. Der Ausprägungsgrad der LIPCOFs betrug
mindestens Stadium I, höchstens Stadium III. Die Sicca-Symptomatik musste sich auch
in der Tränenfilmaufreißzeit (TAZ < 10 s) und im Schirmertestergebnis (< 10 mm) nachweisen
lassen und die Patienten mussten einen Leidensdruck zur Behandlung des Sicca-Syndroms
haben. Alle rekrutierten Patienten hatten bis zum Zeitpunkt der Studie wässrige Tränenersatzmittel
angewendet. Die Untersuchungen erfolgten vor Beginn der Studie, nach zwei Wochen sowie
nach zwei Monaten. Gemessen wurden Sehschärfe, Spaltlampenbefund, Fluoresceintest,
Tränenfilmaufreißzeit, Schirmer-I-Test sowie Ausprägungsgrad der LIPCOFs. Alle Untersuchungen
wurden an der Augenklinik Neubrandenburg vom gleichen Untersucher (SE) durchgeführt.
Die Daten wurden anonymisiert erfasst und mittels STATISTIKA Version 5.1 (Firma StatSoft
Hamburg) ausgewertet. Eingesetzt wurden neben der Bestimmung von Lagemaßen ausschließlich
nichtparametrische Testverfahren. Ausschlusskriterien waren schwere Augenerkrankungen,
insbesondere Grüner Star, Grauer Star, Netzhautablösung, Zustand nach intraokulären
oder konjunktivalen Operationen sowie Fehlstellung der Augenlider. Eine Vorbehandlung
mit Augengelen durfte nicht erfolgt sein. Während der Studie wurden die Patienten
mit Liposic-Gel mindestens 3-mal täglich behandelt. Ergebnisse: An 10 Augen von 5 Patienten (1 × männlich, 4 × weiblich), die zum Studienstart bereits
wässrige Tränenersatzmittel mit einer Applikationshäufigkeit von mindestens 3 × täglich
angewendet hatten, zeigte sich eine Rückbildung der LIPCOFs von einem durchschnittlichen
Ausprägungsgrad von 2,58 auf 2,29 nach zwei Monaten. Dieser Unterschied ist statistisch
signifikant (n = 10, p = 0,04). Im Schirmertest war es zu einem Anstieg des Mittelwerts
von anfangs 6,4 mm/5 min auf 8,1 mm/5 min nach zwei Monaten gekommen. Der Unterschied
ist nicht statistisch signifikant (p = 0,73, n = 10). Die Tränenfilmaufreißzeit stieg
von durchschnittlich 12,5 s auf 17,5 s nach zwei Monaten. Der Unterschied ist nicht
statistisch signifikant (p = 0,085, n = 10), aber ein deutlicher Trend zur Verlängerung
der TAZ ist zu erkennen. Bei einem Patienten bestand anfangs eine Anfärbbarkeit der
Hornhaut im Fluoresceintest, die sich während der zweimonatigen Behandlung nicht rückbildete.
Bei allen anderen Patienten bestand keine Hornhautanfärbung. Das gelartige Tränenersatzmittel
wurde zwischen 3 × bis 8 × täglich angewendet. Die Verträglichkeit wurde von allen
Patienten als gut eingeschätzt. Diskussion: Die Ergebnisse dieser Pilotstudie legen nahe, dass selbst morphologische Veränderungen
wie LIPCOFs unter intensiver Tränenersatzmitteltherapie rückbildungsfähig sind. Zur
Kontrolle hatten wir Schirmertest und Tränenfilmaufreißzeitmessungen parallel durchgeführt,
um auf diesem Wege die Anwendung der Tränenersatzmittel durch die Patienten zu kontrollieren.
Schlussfolgerung: Diese Pilotstudie liefert die statistischen Grundlagen für die Planung einer größeren
Therapiestudie, in der das Ausmaß der Rückbildungsfähigkeit der lidkantenparallelen
konjunktivalen Falten auch in Abhängigkeit vom Ausprägungsgrad der LIPCOFs, vom Alter
der Patienten und von anderen Kriterien geprüft werden kann.
Abstract
Introduction: The aim of this observation study was to determine whether regression of lid-parallel
conjunctival folds (LIPCOF) can be induced by repeated and intensive treatment with
a gel-forming tear substitute. Methods: In cooperation with the referring ophthalmologists, patients suffering from advanced
dry eye condition were recruited. LIPCOF grades from 1 to 3 were included. Tear film
break-up time (BUT) had to be less than 10 sec and the Schirmer-I test less than 10
mm. All patients recruited had been using watery tear substitutes. Examinations including
visual acuity, slit lamp, fluorescein test, Schirmer-I test, BUT, LIPCOF were performed
at baseline and after 2 weeks and 2 months. All examinations were done by the same
physician at the Dietrich-Bonhoeffer Eye Hospital of Neubrandenburg. Exclusion criteria
were severe eye diseases such as glaucoma, cataract, retinal detachment, history of
intraocular or conjunctival surgery and disorders of the eye lids. Pretreatment with
gels was not allowed. In the study, patients were treated with Liposic Eye Gel at
least three times a day for a period of two months. Results: LIPCOFs regressed in 10 eyes of 5 patients (1 × male, 4 × female) from a mean grade
of 2.58 at baseline to 2.29 after 2 months under Liposic treatment. This improvement
is statistically significant (n = 10, p = 0.04). Schirmer-I test results had improved
in the same time period from a mean of 6.4 mm at baseline to a mean of 8.1 mm after
2 months (n. s., n = 10, p = 0.73). BUT improved from a mean of 12.5 sec at baseline
to a mean of 17.5 sec at the 2-month follow-up (n. s., n = 10, p = 0,085). In one
patient the cornea was fluorescein-positive at baseline and stayed so throughout the
follow-up. Liposic Gel was used by the patients between 3 to 8 times per day. Tolerance
was excellent. Discussion: The study results show that the morphological signs of the dry-eye condition like
LIPCOFs can be reversed by intensive treatment with Liposic Gel. The improvements
in BUT and Schirmer-I test results confirm the adherence of the patients to the treatment
schedule. Conclusion: This pilot study provides the statistical data necessary for designing a major treatment
study to prove not only the reversibility of LIPCOF, but also the dependence of the
possible improvement on the grade of LIPCOF stage on the age of the patient and on
other criteria.
Schlüsselwörter
Trockenes Auge - LIPCOF - Reversibilität - Schirmer-I-Test - Tränenfilmaufreißzeit
Key words
dry eye condition - Sicca syndrome - LIPCOF - BUT - Schirmer-I test - reversibility
of LIPCOFs