Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A2
DOI: 10.1055/s-2006-934222

Chancen und Begrenzungen bei der Fallgruppenbildung von Patienten mit psychischen Störungen in stationärer psychotherapeutischer Rehabilitationsbehandlung

S Andreas 1, J Dirmaier 2, T Harfst 3, S Kawski 2, U Koch 2, H Schulz 2
  • 1Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 3Bundespsychotherapeutenkammer, Berlin

Hintergrund: Mit Verabschiedung des GKV-Gesundheitsreformgesetzes 2000 wurde die Einführung eines neuen pauschalierten Entgeltsystems im Krankenhaussektor beschlossen, wobei diejenigen Krankenhausbereiche, die der Psychiatrie-Personalverordnung unterliegen, zunächst von der Einführung ausgeschlossen wurden. Aufgrund der mittel- bzw. langfristig noch ungeklärten Perspektive erscheint aber die fachliche Auseinandersetzung mit adäquaten Systemen auch für diesen Bereich notwendig. Deswegen war es Ziel eines 3-jährigen Projektes, ein Klassifikationssystem für Patienten mit psychischen Störungen in stationärer psychosomatischer/psychotherapeutischer Rehabilitationsbehandlung zu entwickeln. Methodik: Drei aufeinander aufbauende Arbeitsschritte (Literatur- und empirische Analyse; Experten-Workshop) mündeten in die Konstruktion eines Erhebungsinstrumentes, welches anhand einer repräsentativen Stichprobe von 1.677 Patienten mit psychischen Störungen hinsichtlich seiner psychometrischen Eigenschaften und der Eignung zur Fallgruppenbildung überprüft wurde. Zentrale Instrumente waren u.a. eine Kurzversion der SCL–90R (SCL–14) und der HoNOS-D. Zur Datenauswertung wurde ein Regression-Tree-Verfahren verwendet (Exhaustive Chaid). Die abhängige Variable war die Behandlungsdauer der Patienten. Ergebnisse: Mittels des Regression-Tree-Verfahrens wurden 17 ressourcenhomogene Fallgruppen gebildet, die insgesamt 16,7% der Varianz der Behandlungsdauer aufklärten. Von den 38 Prädiktoren, die in die Analyse eingingen, erwiesen sich 10 als signifikant (z.B. das Alter der Patienten oder der Gesamtscore der HoNOS-D). Diskussion und Ausblick: Die Ergebnisse sollen vor dem Hintergrund der Diskussion um Fallpauschalen kritisch erörtert werden. So stellte z.B. eine Begrenzung bei der Fallgruppenbildung die relative Invarianz der abhängigen Variable „Behandlungsdauer“ dar, ebenso die kritisch zu bewertende Instabilität der extrahierten Prädiktoren und damit der Fallgruppen.