Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A9
DOI: 10.1055/s-2006-934229

Prädiktoren der Anfallshäufigkeit bei Patienten mit Migräne

K Bernardy 1, K Lehmann 2, V Köllner 1
  • 1Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Blieskastel, Deutschland
  • 2Privat

Einleitung: Bisherige Studienergebnisse zur Migräne zeigen das Vorliegen psychischer Komorbiditäten bei Migränepatienten; als besonders bedeutsam werden dabei die Variablen unterdrückte Feindseligkeit, Angst und Depressivität eingeschätzt.

Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung, inwieweit Ärgerausdruck, Angst und Depressionen sowie eine allgemeine Somatisierungstendenz die Auftrittshäufigkeit der Migräne beeinflussen. Aufgrund der in den letzten Jahren viel erforschten Einflüsse biographischer Belastungen auf die Entwicklung chronischer Schmerzen wurde auch diese Variable einbezogen.

Methodik: Die Stichprobe umfasste 60 Migränepatienten (mittlere Anfallshäufigkeit: 7 Kopfschmerz-Tage im Monat). Erhebungsinstrumente der Untersuchung waren STAXI, HAD-S, SOMS, die biographischen Belastungsfaktoren wurden über den Risikoindex von Dührssen erhoben.

Zur Untersuchung des Einflusses der unabhängigen Variablen (Ärgerskalen, Depressionen, Angst und Somatisierung) auf die abhängige Variable (Kopfschmerztage im Monat) wurde eine Logistische Regression verwandt. Die abhängige Variable wurde durch Extremgruppenbildung dichotomisiert: Patienten mit 5 oder weniger Tagen (N: 25) vs. Patienten mit 8 oder mehr Tagen Kopfschmerz (N: 25) im Monat. Der Risikoindex wurde getrennt für die Extremgruppen getestet.

Ergebnisse: Die Logistische Regression ergab, dass einzig die STAXI-Variable „Ärger nach innen gerichtet“, zu einer Klassifikationswahrscheinlichkeit von 72% führte. Wirkungsrichtung und –stärke dieses prognostischen Faktors zeigten, dass die Neigung, Ärger zu unterdrücken die Wahrscheinlichkeit erhöht, über ein hohes Maß an Kopfschmerztagen zu berichten. Alle anderen Variablen besaßen keine Trennkraft.

Diskussion: Das Ergebnis dieser Studie weist auf die Relevanz gehemmter Emotionen speziell im Bereich von Aggressionen für die Migränehäufigkeit hin. Dies bestätigt sowohl psychodynamische als auch verhaltensbiologische Theorien und Befunde.