Rückenschmerzen sind häufig und von zunehmender sozialer und ökonomischer Relevanz.
Im Rahmen einer prospektiven epidemiologischen Multicenter-Studie wurden im Raum Heidelberg
4000 zufällig ausgewählte Einwohner postalisch nach Rückenschmerzen befragt. Die Rücklaufquote
betrug 62%. 427 Personen (17,7%) gaben an, unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden
(Rückenschmerzen an mehr als 44 Tagen in den letzten 3 Monaten) und wurden zu einer
klinischen Untersuchung eingeladen. 303 Personen (71%) folgten der Einladung und erhielten
1. eine körperliche Untersuchung bestehend aus einer allgemeinen internistischen,
orthopädischen, rheumatologischen und neurologischen Untersuchung; 2. ein Strukturiertes
Klinisches Interview zur DSM IV-Diagnose (SKID-I und SKID-II, 110 zufällig ausgewählte
Probanden); 3. Fragebogen zur Erfassung psychologischer und soziodemographischer Variablen
inklusive einer Schmerzfigur zur Angabe der Schmerzausbreitung. Ca. 60% der Rückenschmerzprobanden
litten an lokalen oder regionalen Schmerzen, ca. 40% erfüllten die Kriterien des American
College of Rheumatology für „chronic widespread pain“ (CWP). Betrachtet man den Verlauf
der Schmerzen über einen Zeitraum von zwei Jahren, so blieben 39% der chronischen
Rückenschmerzpatienten im Stadium des lokalisierten Schmerzes, 18% hatten durchgängig
CWP. Bei 18% trat eine Verbesserung der Symptomatik ein, bei 13% eine Verschlechterung.
Das SKID-Interview zeigte eine Prävalenz an Achse-I-Störungen von ca. 35% in der Rückenschmerzgruppe,
die damit deutlich höher liegt als in der Allgemeinbevölkerung. Im Gegensatz dazu
unterschied sich die Gesamtprävalenz an Achse-II-Störungen (Persönlichkeitsstörungen)
bei Rückenschmerzprobanden nicht von der in der Allgemeinbevölkerung. Die Ergebnisse
gehen in ein Prädiktorenmodell ein, welches vorgestellt wird.
Key words
Prävalenz - SKID - Verlauf - chronic widespread pain - chronischer Rückenschmerz