Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A18
DOI: 10.1055/s-2006-934238

Psychosomatik der Herzinsuffizienz–Eine Schlüsselposition für Vitale Erschöpfung (VE)? Ergebnisse des 1- Jahres Follow Up der MedViP- Studie

A Cordes 1, B Stanske 2, B Pieske 3
  • 1Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, Schwerpunkt Psychokardiologie, Göttingen
  • 2Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Göttingen, Göttingen
  • 3Abt. Kardiologie und Pneumologie, Universität Göttingen, Göttingen

Ziel der Studie ist die Identifikation psychologischer Prädiktoren für zukünftige Werte somatischer Variablen in einer Population mit Risikofaktoren für die Entstehung von Herzinsuffizienz. Untersucht wurden 335 Patienten mit mindestens einem Risikofaktor (Diabetes mellitus, Hypertonie, Koronare Herzkrankheit, Familienanamnese) für die Entstehung einer Herzinsuffizienz zu zwei Zeitpunkten, Baseline und 1- Jahres Follow-Up. Physisches und psychisches Wohlbefinden [SF12], Depressivität, Ängstlichkeit [HADS], VE [Maastricht], negative Affektivität, soziale Inhibition [DS14] und soziale Unterstützung [FsozU] wurden mit validierten Selbstbeurteilungsskalen erfasst. Natriuretische Peptide (NT-proANP and NT-proBNP), linksventrikuläre Ejektionsfraktion und diastolischer Durchmesser (DD) wurden als Maße kardiologischer Funktion erhoben. Kovarianzstrukturen innerhalb von und Regressionspfade zwischen Zeitpunkten wurden mit einem Strukturgleichungsmodell geschätzt. Aus diesem Modell wurden Baseline-Prädiktoren für Werte somatischer Variablen zum Follow-Up Zeitpunkt entnommen. VE und Ängstlichkeit weisen signifikante Pfade zu somatischen Variablen auf. Baseline VE ist ausserdem Prädiktor für verschiedene psychische Variablen zum Follow-Up. Hohe VE in der Baselineerhebung sagt erhöhte neuroendokrine Aktivierung und schlechteren psychischen Zustand zum Follow-Up voraus. Diese Effekte bestehen zusätzlich zu Korrelationen mit anderen Variablen zum jeweiligen Zeitpunkt und den Autokorrelationen der Variablen mit sich selbst. VE hat nur prädiktive Effekte auf NT-proANP und DD, wovon letzteres auf geringere ventrikuläre Dilatation bei erschöpften Patienten hinweist. Die Eigenschaft der VE, einen Beitrag sowohl zur Voraussage kardialer wie über relevante psychische Funktionen zu leisten, deutet auf eine kleine aber wichtige Rolle dieser Variable bei der Entstehung von Herzinsuffizienz hin.