Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A38
DOI: 10.1055/s-2006-934258

Screening auf Depression und Lebensqualität bei Patienten einer universitären Herzinsuffizienz-Ambulanz

N Holzapfel 1, C Zugck 2, T Müller-Tasch 1, B Loewe 1, B Wild 1, D Schellberg 1, M Nelles 3, A Remppis 3, H Katus 3, W Herzog 1, J Jünger 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Abteilung für Kardiologie, Medizinische Klinik der Universität Heidelberg
  • 3Abteilung für Kardiologie, Heidelberg

Einleitung: Depressionen und reduzierte Lebensqualität haben bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz einen negativen Einfluss auf Verlauf und Prognose der Erkrankung. Dennoch werden depressive Symptome und psychosoziale Belastungsfaktoren in der klinischen Routine selten rechtzeitig diagnostiziert bzw. gezielt behandelt.

Methodik: In der Herzinsuffizienz-Ambulanz der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg wurde seit Mai des Jahres 2004 ein standardisiertes Screening von Depression (PHQ-D) und Lebensqualität (SF36) durchgeführt. Noch am selben Tag wurden die Bögen ausgewertet und befundet. Bei positivem Screening wurde den Patienten ein klar definiertes Behandlungsangebot offeriert.

Ergebnisse: Die Patienten (n=320) waren im Durchschnitt 55,3 Jahre alt (STD 16,6, 75% männlich). 40,4% der Patienten hatten eine hochgradig eingeschränkte Linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF ≤ 25). Im Vergleich zur deutschen Normstichprobe (n=2914) war die Lebensqualität der untersuchten Stichprobe hinsichtlich der körperlichen und psychischen Summenskalen des SF36 signifikant reduziert (all p ≤ 0,001). 28,8% (n=92) der untersuchten Patienten überschritten den Cut-Off Wert für eine depressive Symptomatik (PHQ ≥ 9). Diese Patienten erhielten das Angebot einer psychokardiologischen Beratung. 32% nahmen dieses Angebot an, 19,9% lehnten das Angebot ab und 29,3% wollten später darauf zurückkommen. 5,4% waren bereits in Behandlung. Bei 13,4% wurden die behandelnden Hausärzte informiert.

Schlussfolgerung: Neben der Bestätigung der hohen Prävalenzzahlen für Depression und reduzierte Lebensqualität bei herzinsuffizienten Patienten, zeigt die vorliegende Studie, dass ein standardisiertes Screening zur Erkennung erhöhter Depressivität und reduzierter Lebensqualität im klinischen Alltag effizient möglich ist. In Kombination mit klar definierten Behandlungskonsequenzen führt es zu einer Verbesserung der interdisziplinären Versorgung herzinsuffizienter Patienten.