Generell werden die Placebo-Effekte in klinischen Studien bei funktionellen Magen-Darm-Störungen
(Reizdarmsyndrom, funktionelle Dyspepsie) als besonders hoch erachtet, und ihr Wirkmechanismus
sei nach wie vor ungeklärt. Neuere sowohl klinische wie experimentelle Befunde verweisen
jedoch auf andere Momente: 1) Eine Metaanalyse von mehr als 80 randomisierten, placebokontrollierten
Studien (RPCS) zeigt, dass die Placeboresponserate insgesamt bei ca. 40% liegt und
somit nicht höher als bei anderen, funktionellen wie organischen Erkankungen des Magen-Darm-Traktes
oder anderer Systeme. 2) Re-analysen der individuellen Daten einzelner Studien zeigen
eine Bereitsschaft von Patienten, in RPCS auf Placebogabe zu reagieren, die in Abhängigkeit
sowohl von individuellen Merkmalen der Patienten (Alter, Geschlecht, Copingstrategie)
(1) oder der Studienleiter (Geschlecht, Erfahrung) (2) als auch von strukturelle Merkmale
der Studien selbst (Anzahl, Dauer der Kontakte zwischen Patient und Studienleiter
etc.) (3) variiert und die Plazeboantwort vorhersagt. 3) Systematisch lassen sich
Placeboantworten nach drei zugrundeliegenden Mechanismen unterscheiden (Pavlovsche
Konditionierung, Signalentdeckung, Regression zum Mittelwert), die einzeln oder in
Kombination wirksam sein können; es kann nicht ausgeschlossen werden, dass weitere
Mechanismen existieren. 4) Insbesondere Brain-Imaging-Studien haben es im vergangenen
Jahrzehnt erlaubt, die neurobiologischen Grundlagen der Placeboantwort besser zu verstehen.
5) In den nächsten Jahren werden vor allem experimentelle Studien im Vordergrund stehen,
bei denen einzelne der wirksamen Faktoren systematisch variiert werden sollen, um
das bestehende Konzept weiter zu verfeinern. (Unterstützt mit Mitteln der DFG, En
50/24–1).
Key words
Dyspepsie - Placebo - Reizdarmsyndrome