Bei 144 konsekutiv rekrutierten Psychotherapiepatienten wurde mittels des Strukturierten
Interviews für DSM-IV Dissoziative Störungen (SKID-D) Depersonalisation-Derealisation
(DP-DR) erhoben. Von diesen 144 Patienten wiesen n=96 keine oder leichte und n=48
pathologische Depersonalisation auf. Die narzisstische Selbstwertregulation wurde
mittels dem Narzissmusinventar (NI) untersucht [1]. Zur Erfassung der allgemeinen
Symptombelastung wurde die SCL–90-R hinzugezogen und zur Darstellung des Ausmaßes
der DP in der Selbstauskunft die Cambridge Depersonalisation Scale [2].
Die Gruppe der Patienten mit pathologischer DP-DR unterscheidet sich im NI von der
Vergleichsgruppe (Pat. mit keiner oder nur leichter DP) im T-Test in 5 Skalen nach
Bonferroni Korrektur für die 18 Vergleiche (p*18): NI-Ohnmächtiges Selbst (T=5,871,
p<0,001), NI-DP (T=6,430, p<0,001), NI-Basales Hoffnungspotential (T=–3,759, p=0,005),
NI-Kleinheits-Selbst (T=3,965, p=0,002), NI-Archaischer-Rückzug (T=3,554 p=0,009)
und NI-Soziale-Isolierung (T=3,952, p=0,002).
Patienten mit pathologischer Depersonalisation unterscheiden sich von Patienten ohne
pathologische DP durch eine erhöhte Fragilität des Selbst (Skala Ohnmächtiges Selbst),
ein besonders geringes Hoffnungspotential, besonders ausgeprägte Selbstunsicherheit,
Wertlosigkeitsgefühle und Scham, Rückzug von der äußeren Wirklichkeit sowie eine starke
soziale Isolierung. Diese Auffälligkeiten stehen im Einklang zu psychoanalytischen
Theorien zur DP. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die hier erfassten Persönlichkeitsmerkmale
von Pat. mit pathologischer DP auch von therapeutischer Relevanz sind, da diese die
Fähigkeit, eine Beziehung zum Therapeuten einzugehen, beeinträchtigen.
Key words
Depersonalisation - Narzissmusinventar - Selbstwertregulation