Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A64
DOI: 10.1055/s-2006-934284

Untersuchung der neuronalen Korrelate des Körperbildes bei Anorexia nervosa mittels funktioneller Magnetresonanztomographie

HM Mohr 1, R Grabhorn 2, C Lenz 2
  • 1Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Frankfurt am Main, Frankurt am Main
  • 2Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main

Die Störung des Körperbildes ist eines der diagnostischen Kriterien für die Anorexia nervosa (AN). Das Körperbild lässt sich in zwei Komponenten aufteilen: der Einschätzung der Körperproportionen und der emotional gefärbten Bewertung des eigenen Körpers (Slade, 1988). Stärkere Unterschiede zwischen AN und Kontrollprobanden wurden oft bei der Bewertung des eigenen Körpers dokumentiert (Skrzypek, Wehmeier und Remschmidt, 2001), allerdings fanden sich in Studien Subgruppen von AN-Probanden (Probst et al., 1998), welche ihre Körperproportionen überschätzten. Widersprüchliche Befunde erbrachten Studien zu den neurophysiologischen Grundlagen des Körperbildes bei AN (Seeger et al., 2002; Wagner et al., 2003). Ziel der vorliegenden Studie ist es, die beiden Komponenten des Körperbildes (Einschätzung der Proportionen und Bewertung) bei anorektischen Patientinnen und normalen Kontrollprobandinnen getrennt zu erheben.

Die Probanden bekamen im MR verzerrte Proportionen ihres Körpers präsentiert und sollten a; bewerten, wie gut das dargebotene Bild mit ihrem idealen Körperbild übereinstimmt und b; einschätzen, wie gut das dargebotene Bild mit ihrem realen Körper übereinstimmt (Blockdesign). Die Messungen wurden an einem 3 T-Tomographen durchgeführt, EPI-Daten (echo-planar-imaging) wurden bei einer TR-Zeit von zwei Sekunden erhoben (32 Schichten). Die Analyse der Zeitreihen basierte auf einem allgemeinen linearen Modell (www.brainvoyager.com).

Unterschiede zwischen AN und Kontrolle fanden sich sowohl in den Verhaltensdaten beider Bedingungen, als auch in den fMRI-Daten. Patientinnen mit AN wiesen im Vergleich zu den Kontrollprobandinnen in der Bewertungsbedingung stärkere Aktivierungen in limbischen Regionen auf, in der Bedingung „Proportionen Einschätzen“ dagegen verminderte Aktivierung in occipito-parietalen Arealen. Die Ergebnisse legen nahe, dass AN-Patientinnen Veränderungen in den neurophysiologischen Korrelaten beider Komponenten des Körperbildes aufweisen.