Rofo 2006; 178 - WS_119_3
DOI: 10.1055/s-2006-940338

3 Tesla in der Neuroradiologie – Fortschritt oder Spielerei

E Hattingen 1, U Pilatus 1, H Lanfermann 1, F Zanella 1
  • 1Neuroradiologie, Frankfurt

Es werden spezielle MR-Modalitäten für die neuroradiologische Diagnostik bei 3 Tesla vorgestellt. Hierbei sollen Vor- und Nachteile der höheren Feldstärke und die klinische Relevanz der Verfahren diskutiert werden. Der Signalgewinn bei 3T ist insbesondere für 3D-Datensätze von Vorteil. Durch Erhöhung der räumlichen Auflösung wird die Detailerkennbarkeit kleiner anatomischer Strukturen oder pathologischer Läsionen (Beispiel Innenohr, MS-Plaques) verbessert und multiplanare Rekonstruktionen sind in hoher Qualität möglich. T1-Relaxationszeiten für graue und weiße Substanz nehmen bei 3 Tesla zu. Dies führt bei Spinecho-Sequenzen zu einem verminderten Grau-Weiß-Kontrast des Hirngewebes. Durch Verwendung von Inversionspulsen u/o GE-Sequenzen (z.B. MPRAGE) sind die Kontraste jedoch auch bei 3 Tesla optimierbar. Verlängerte T1-Zeiten und MT-Effekte bedingen durch bessere Hintergrundunterdrückung eine Kontrastverstärkung der Gefäße bei der Inflow- und CE-MRA. Klinische Konsequenzen ergeben sich hierdurch z.B. für das Aneurysmascreening und für Verlaufskontrollen nach Aneurysmabehandlung. Der Kontrast zwischen KM-anreichernden Läsionen und Hirngewebe nimmt gegenüber 1.5 Tesla zu. Hierdurch kann die KM-Dosis reduziert oder die Erkennbarkeit der Läsionen erhöht werden. In der präoperativen Diagnostik bei zerebralen Raumforderungen gewinnen funktionelle Bildgebung (fMRT) und Traktographie zunehmend an Bedeutung. Durch den größeren BOLD-Effekt ist der Kontrast in der fMRT verstärkt, so dass sich die räumliche Auflösung verbessern u/o die Untersuchungszeit vermindern lässt. Limitierend für die Traktographie sind das geringe S/N bei hohen b-Werten diffusionsgewichteter Bilder und die langen Untersuchungszeiten bei mindestens 6 notwendigen Raumrichtungen der Diffusionsgradienten. Die Kombination von 3T mit paralleler Bildgebung stellt hierbei einen entscheidenden Fortschritt für die Methode dar. Vorteile für die Spektroskopie werden durch Weiterentwicklungen der bereits an der Konsole implementierten Software flankiert, die neue Verfahren wie die spektroskopische Bildgebung alltagstauglich machen und z.B. bei der Tumorspektroskopie online Informationen über die intra- und peritumorale Metabolitenverteilung erlauben.

Lernziele:

Vor- und Nachteile von 3 Tesla in der neuroradiologischen Diagnostik

bei MR-Angiographie, 3D-Sequenzen, T1-Wichtung, präoperativem fMRT und Traktographie unter Berücksichtigung ihrer klinischen Relevanz.

Korrespondierender Autor: Hattingen E

Neuroradiologie, Schleusenweg 2–16, 60528 Frankfurt

E-Mail: elke.hattingen@kgu.de