Rofo 2006; 178 - RK_203_1
DOI: 10.1055/s-2006-940383

Bildgesteuerte perkutane Verhaltentlastung im Abdomen

H Berger 1
  • 1TU-München, Klinikum rechts der Isar, Abteilung Interventionelle Radiologie, München

Einleitung:

Die präzise Lokalisation und exakte Organ-/bzw. Kompartmentzuordnung umschriebener Verhaltbildungen durch moderne Schnittbildverfahren bzw. Sonographie ermöglicht den gezielten Einsatz dieser Verfahren auch zur perkutanen Entlastung. Von größter klinischer Bedeutung ist das Verfahren im Indikationsgebiet post-operativer Verhaltbildungen, da hierbei die entscheidenden Vorteile der minimal-invasiven Methodik zum tragen kommen. Einzig absolut gültiges Ausschlusskriterium für die perkutane Punktion bzw. Drainage ist das Fehlen einer sicheren Zugangsplanung. Der Indikationsbereich umfasst die primär kurative Therapieoption aber auch das therapeutische Splitting als Kombinationsverfahren mit operativen Eingriffen.

Bildgebung/Zugangsplanung:

Diagnostik und Interventionsführung erfordern eine exakte Bildgebung enteraler, biliärer und neurovaskulärer Strukturen, da sich bezüglich der Erkrankungsursache, der Zugangsplanung, der instrumentiellen Technik und des Komplikationsrisikos wichtige Informationen ableiten lassen: Auswahl der Interventionsführung (CT oder US), Planung des Zungangswegs, Verhaltentlastung durch singuläre Punktion oder permanente Drainge, Viskositätsabschätzung, Gewebssequester, enterische oder panreatico-biliäre Fisteln. Die methodischen Vorteile der einzelnen Führungsmethoden (CT oder US) sollte für die Verfahrenswahl zur Punktion genutzt werden. Richtlinien hierzu sind die sichere Zugangsplanung, die visuell permanent kontrollierbare Punktionsführung, die Nachbarschaft von Hohlorganen bzw. neurovaskulärer Leitstrukturen.

Punktionstechnik/Patientenversorgung:

Überprüfung der Gerinnungsparameter, ggf. antibiotische Begleittherapie, ausreichende lokale und systemische Analgosedierung.

Lokalisation und Größe des Verhaltes sind zur Planung der Punktionstechnik zu berücksichtigen: Trocar- vs. Seldinger-Technik, additive Röntgendurchleuchtung bei komplexen Drainageeingriffen, Single-Lumen und Doppel-Lumenkatheter.

Katheternachsorge:

Die Katheternachsorge beginnt mit der Evakuierung des Verhaltes. Die Spülung der Höhle erfolgt erst nach vollständiger Evakuierung, um eine intrakavitäre Druckerhöhung mit konsekutiver Gefahr der Dissemination zu vermeiden. Geringer Sog zu Beginn der Draingebehandlung, durch permanente Spülung wird einer Katheterocclusion vorgebeugt. Qualität und Quantität der Aspiration und der Spülung ergeben Hinweise auf Fistelkommunikationen.

Klinische Beispiele:

Abszess parenchymatöser Organe, postoperative Verhaltbildung, komplexe post-pankreatitische Retentionen, cholangitische Abzesse, Fistelmanagement bei enteralen und biliären Fisteln.

Lernziele:

Abdominelle Verhaltbildung- perkutane Drainge: Indikationsrichtlinien, Zugangsplanung, instrumentelle Auswahl, Komplikationsrisiko, Ergebnisqualität (Dokumentation prospektiv geführter Kontrollstudien) aktueller Literaturüberblick.

Korrespondierender Autor: Berger H

TU-München, Klinikum rechts der Isar, Abteilung Interventionelle Radiologie, Ismaningerstr.22, 81675 München

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