Rofo 2006; 178 - RK_206_1
DOI: 10.1055/s-2006-940390

Bildgebende Diagnostik angeborener Veränderungen

L Jäger 1
  • 1Institut für Klinische Radiologie, Klinikum Grosshadern, Universität München, München

Normvarianten und Anomalien des Innenohres sind nicht selten. Ca. 28% aller Anomalien des Ohres sind auf das Innenohr beschränkt und ca. 11% treten kombiniert im Innen- und Mittelohr auf. Die Bedeutung der Schnittbildgebung liegt in der Erkennung und Beschreibung solcher Normvarianten und Anomalien, um klinische Auffälligkeiten erklären und Therapien planen zu können.

Die Computertomographie (CT) und insbesondere die Mehrschicht-Computertomographie (MDCT) ermöglichen die detaillierte Bildgebung der subtilen Kompartimente des Innenohres. Dabei lassen sich die Cochlea, die Bogengänge, das Vestibulum, der Aqueductus cochleae, der Aqueductus vestibuli sowie der ossäre Kanal des N. facialis, des N. vestibularis (Pars superior und Pars inferior), des N. ampullaris posterior und des N. cochlearis darstellen. Anatomische Normvarianten und Anomalien werden z.B. in Form von hypo- oder apalstischen oder rudimentäeren Bogengängen angetroffen. Ossäre Dehiszenzen des anterioren oder posterioren Bogenganges können Fistelsymptome hervorrufen. Ein hypoplastischer ossärer Kanal des N. cochlearis würde das betreffenden Innenohr von einer Cochlear Implant (CI) OP ausschließen. Der N. facialis weist in seinem Verlauf in ca. 9% der Fälle eine große Variabilität auf, die vor Mittel- und Innenohr-Operationen unbedingt erkannt werden muss. Nicht nur unterschiedliche Verläufe des N. facialis gilt es zu beschreiben, sondern auch Doppelungen der S1 oder S2 Segmente werden beobachtet.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) erlaubt die Darstellung des N. cochlearis, des N. vestibularis (Pars superior und Pars inferior), der Endo- und Perilymphe und erlaubt die Differenzierung zwischen fibrotischer und ossärer Einengung bzw. Obstruktion des Labyrinth.

Lernziele:

Ziel dieses Refresherkurses ist die Präsentation der Schnittbildgebungstechniken zur Erarbeitung der Anatomie und der sich daraus ableitenden Normvarianten und Anomalien des Innenohres. Die klinische Bedeutung der Normvarianten und Anomalien sollen diskutiert werden.

Korrespondierender Autor: Jäger L

Institut für Klinische Radiologie, Klinikum Grosshadern, Universität München, Marchioninistr. 15, 81366 München

E-Mail: jaeger@med.uni-muenchen.de