Rofo 2006; 178 - RK_306_3
DOI: 10.1055/s-2006-940440

Kavafilter

JM Neuerburg 1, RW Günther 2
  • 1Ev. und Johanniter Klinikum Niederrhein, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Duisburg
  • 2Aachen

Die akute Lungenembolie (LE) bleibt eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. In bis zu 20% der Fälle versagt die Antikoagulanzientherapie oder muss komplikationsbedingt abgesetzt werden, so dass die Quelle der LE weiter streuen kann. In diesen Fällen wie auch bei schwerer LE bei kontraindizierter Antikoagulation ist eine mechanische Blockade in Erwägung zu ziehen.

Da die untere Strombahn meist Ursprung pulmonaler Emboli ist, beschränkt sich die Notwendigkeit der Blockade in der Regel auf die untere Hohlvene. Bei den seltenen Emboliequellen in der oberen Körperhälfte wird die Filterimplantation in der oberen Hohlvene vorgenommen. Zu diesem Zweck existiert eine zunehmende Zahl perkutan einsetzbarer Kavafilter. Die Tendenz geht zu Filtern mit der Option einer permanenten Implantation und perkutanen Entfernbarkeit. Absolute Indikationen der Kavafilterimplantation sind:

  • Rezidiv einer LE trotz ausreichender Antikoagulanzientherapie

  • LE bei kontraindizierter Antikoagulation oder Komplikation unter Antikoagulation

  • Patienten mit hohem Risiko nach einem einmaligen Ereignis einer LE

Relative Indikationen umfassen die Prophylaxe bei:

  • Flottierenden Thromben in den Beckenvenen/unteren Hohlvene mit Gefahr der Abschwemmung

  • Tumorpatienten mit tiefer Beinvenenthrombose anstelle einer Antikoagulation

  • Risikopatienten vor Eingriff im Becken

  • polytraumatisierten Patienten mit vorauszusehender langer postoperativer Bettlägerigkeit und anamnestisch bereits abgelaufenen Phlebothrombosen u/o LE

Kavafilter bieten aber keinen absoluten Schutz vor Reembolien. Kavafilter können sogar selbst Quelle rezidivierender Embolien werden. Das Spektrum filterassoziierter Komplikationen umfasst Fehlplatzierung, Filterwanderung, Kavaperforation ggfl. mit Penetration in Nachbarorgane, Filterverschluss oder Strebenbruch, unvollständige Filteröffnung und Thrombosierung oder Entzündung des Zugangsweges.

Lernziele:

Mit Fortentwicklung der Filtermodelle hat sich auch die Implantationstechnik deutlich vereinfacht und das Indikationsspektrum gewandelt. Aufgrund der aber nicht unerheblichen Komplikationsrate kommt der korrekten Indikationsstellung eine entscheidende Bedeutung zu.

Ziel dieses Kurses ist es einen groben Überblick über zur Zeit erhältliche Kavafilter zu geben, Vor- und Nachteile der Filter zu beleuchten und Anforderungen an die korrekte Indikationsstellung herauszuarbeiten.

Korrespondierender Autor: Neuerburg JM

Ev. und Johanniter Klinikum Niederrhein, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Fahrnerstr. 133, 47169 Duisburg

E-Mail: joerg.neuerburg@t-online.de