Rofo 2006; 178 - RK_208_2
DOI: 10.1055/s-2006-940486

Tumor-Volumetrie

V Dicken 1
  • 1MeVis, Bremen

Der Vortrag erläutert die Bedeutung der Unsicherheit von Quantifizierungen in der Radiologie am Beispiel der Beurteilung von Läsionswachstum. Es ist bekannt, dass etablierte, Durchmesser basierte, Verfahren zur Wachstumsbeurteilung erhebliche Messstreuungen aufweisen. Weniger bekannt sind die gravierenden Auswirkungen, die dies auf die Berechnung des Läsionswachstums hat. So erhält man bei unabhängigen Messungen an Läsionen in CT Thorax Scans bei 1/3 der Fälle Paare von Messungen, die hinreichend Differenz haben, um einen Progress gemäß RECIST zu konstatieren obgleich die Bilder identisch sind. Moderne Bildverarbeitungsverfahren erlauben es auch komplexe Lungenläsionen zuverlässig und effizient in 3D zu segmentieren und unter Berücksichtigung von Partialvolumeneffekten zu volumetrieren. Damit kann die Messstreuung um einen Faktor von 3–5 reduziert werden. Ebenfalls robust segmentierbar sind die wesentlichen Typen von Lebermetastasen (hypodens, hyperdens und randanreichernd), vergrößerte Lymphknoten und fokale Läsionen im Gehirn.

Die Segmentierung ist mit einem klinischen Zeitaufwand möglich, der mit der konventionellen Messung vergleichbar ist. Klassifikationen analog dem Verfahren nach RECIST können damit erheblich zuverlässiger und unabhängiger vom Beobachter vorgenommen werden.

Über die Quantifizierung hinaus können die Segmentierungsergebnisse für Läsionen und ggf. von anatomischen Einheiten genutzt werden, um aussagekräftige 3D Darstellungen für eine kompakte bildgestützte Befunddokumentation, die chirurgische Planung oder Ausbildungszwecke anzufertigen.

Lernziele:

1) Das Wissen um die Bedeutung von Messstreuungen für die Beurteilung von Tumorwachstum stärken.

2) Die Volumetrie erlaubt, Progress oder Therapieansprechen nach etablierten Kriterien wesentlich zuverlässiger zu erkennen. Diese Kriterien ergeben von „Stable Disease“ abweichende Bewertungen jedoch erst ab Volumenänderungen um mehr als 2/3 des Ausgangswertes. Bereits bei Änderungen von 15% -20% des Volumens ist die Größenänderung mit der Zuverlässigkeit der bisherigen Messungen beurteilbar. Bei typischen Läsionen von ca. 10mm wird damit ab dem Zeitpunkt, zu dem sich der mittlere Durchmesser um eine halbe Voxeldiagonale verändert hat, eine Beurteilung auf quantitativer Basis möglich.

Korrespondierender Autor: Dicken V

MeVis, Universitätsallee 29, 28359 Bremen

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