Rofo 2006; 178 - VO_206_5
DOI: 10.1055/s-2006-940591

1H-Spektroskopie bei zerebralen entzündlichen Prozessen

G Vucurevic 1, J Gawehn 1, P Stoeter 1
  • 1Universitätsklinik Mainz, Neuroradiologie, Mainz

Ziele: Herausarbeitung von Veränderungen in der 1H-Spektoskopie des Gehirns bei akuten und chronischen Entzündungen verschiedener Art im Sinne von Reaktionsmustern zur Einordnung und Differentialdiagnose. Methode: Retrospektiv wurden die in den vergangenen 4 Jahren angefertigten Spektroskopien (Single-Voxel-Untersuchungen mit Press- und/oder Steam-Sequenzen) von 20 bioptisch und/oder durch den Verlauf gesicherten zerebralen entzündlichen Prozessen unterschiedlicher Genese aufgearbeitet. Ergebnis: 3 spektroskopische Muster konnten herausgearbeitet werden: (1) Akute entzündliche Reaktion: Wegen des Betroffenseins von Glia und Neuronen kommt es zu einer Verminderung der Osmolyten Myo-Inositol (MI) und N-Acetyl-Aspartat (NAA). Laktat ist als Stoffwechselprodukt der Makrophagen so lange nachweisbar, wie diese Zellen im Granulationsgewebe vorhanden sind. Cholin kann wegen Membran-Abbaus erhöht sein. (2) Chronische Entzündung einschließlich MS-Plaques: Hier überwiegt die Gliose-Reaktion mit Anstieg von Cholin und MI, während NAA aufgrund von Neuronenverlust vermindert ist. (3) Abszess: Die Abszess-Höhle enthält häufig CH2- und CH3-Gruppen und gelegentlich erreger-spezifische Aminosäuren wie Alanin, Valin oder Leucin und fast immer auch Azetat. Schlussfolgerung: Die 1H-Spektroskopie erlaubt unter Berücksichtigung weiterer zur Verfügung stehender Information aus Klinik und Bildgebung durchaus eine Verlaufbeurteilung bei Entzündungen und gibt differential-dignostische Hinweise wie z.B. bei der Abgrenzung zwischen Enzephalitis und niedergradigem Gliom oder Tumorrezidiv und Abszess.

Korrespondierender Autor: Vucurevic G

Universitätsklinik Mainz, Neuroradiologie, Langenbeckstr.1, 55131 Mainz

E-Mail: vucurevi@uni-mainz.de