Rofo 2006; 178 - VO_208_5
DOI: 10.1055/s-2006-940607

Welchen prognostischen Wert hat die CT-Diagnostik beim akuten SHT?

K Kallenberg 1, N Koschnicke 1, A Mohr 1, H Strik 1, M Knauth 1
  • 1Georg-August-Universität, Neuroradiologie/MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie, Göttingen

Ziele: Beim akuten Schädelhirntrauma (SHT) handelt es sich um eine ZNS-Verletzung mit hoher dynamischer Komponente. Kontusionsblutungen treten häufig mit einer Latenz von Stunden bis Tagen nach dem initialen Ereignis auf. Daher spielen prädiktive Parameter eine große Rolle.

Diese Studie untersucht die prognostische Aussagekraft des Initial-cCTs hinsichtlich des Verlaufes. Methode: Die Krankenakten von 140 Patienten –zwischen 2000 und 2003 im UK Göttingen behandelt- mit isoliertem, geschlossenem SHT wurden retrospektiv ausgewertet bzgl. initialem GCS und GCS im Verlauf. Die cerebralen CTs wurden von einem Neuroradiologen in Unkenntnis der klinischen Daten und des initialen Befundes ausgewertet.

Als primärer Outcome-Parameter wurde das Auftreten von Kontusionsblutungen definiert, sekundärer Parameter war der GCS bei Entlassung. Ergebnis: Das initiale CT war in 41 Fällen unauffällig, im Verlauf demarkierten sich bei diesen Patienten in 54% (n=22) Kontusionsblutungen. Bei weiteren 99 Patienten bestanden bereits initial Läsionen, welche bei 28% (n=28) an Volumen zunahmen.

In Übereinstimmung mit der Literatur traten bei Patienten mit initial niedrigem GCS im Verlauf häufiger klinische Verschlechterungen (GCS 3–5: 55%; GCS 6–10: 50%; GCS 11–14: 38%) und Parenchymeinblutungen (GCS 3–5: 20%; GCS 6–10: 19%; GCS 11–14: 16%) auf. Der Vergleich von jüngeren (<60: n=79) und älteren (>60: n=61) Patienten bezüglich der klinischen Verschlechterung erbrachte erwartete Resultate: >60: 20% (n=12); <60: 14% Verschlechterungen (n=11). Neue Kontusionsblutungen demarkierten sich allerdings im Verlauf häufiger bei den jüngeren Patienten (<60: 41% (n=32) zu >60: 30% (n=18)).

Bei 15 Patienten mit initial unauffälligem CT und GCS traten noch bei 16% (n=8) Befundverschlechterungen und 14% (n=7) Kontusionsblutungen auf. Schlussfolgerung: Die limitierten Daten unserer Untersuchung zeigen, dass ein „normales“ initales cCT bei akutem SHT eine Parenchymbeteiligung und klinische Verschlechterung im weiteren Verlauf nicht ausschließt; der prognostische Wert ist daher fraglich. Unsere Daten legen die Notwendigkeit einer Follow-up CT auch bei initial unauffälligem CT nahe.

Das initiale CT behält im Management von SHT weiter seine Berechtigung, damit interventionspflichtige Traumafolgen nicht übersehen werden.

Korrespondierender Autor: Kallenberg K

Georg-August-Universität, Neuroradiologie/MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie, Robert-Koch-Str.40, 37075 Göttingen

E-Mail: kai.kallenberg@med.uni-goettingen.de