Rofo 2006; 178 - VO_211_3
DOI: 10.1055/s-2006-940630

MR-gesteuerte Biopsie bei Patienten mit erhöhten oder ansteigenden PSA-Werten nach vorheriger negativer TRUS-Biopsie.

M Lichy 1, A Anastasiadis 1, A Stenzl 1, F Schick 1, HP Claussen 1, HP Schlemmer 1
  • 1Universität Tübingen, Abteilung für Radiologische Diagnostik, Tübingen

Ziele: Wiederholte negative TRUS (transrektaler Ultraschall)-Prostatabiopsien bei Patienten mit erhöhten oder ansteigenden PSA-Werten stellen für den Patienten eine große Belastung aufgrund des fehlenden sicheren Ausschlusses (oder Bestätigung) eines Prostatacarzinoms (PCa) dar. Zur Verbesserung der Diagnostik wird in solchen Fällen oftmals die MRT mit Verwendung einer endorektalen Spule eingesetzt (endoMRT). Ziel der Arbeit war die klinische Etablierung der MRT-gesteuerten Prostatabiopsie bei 1,5 Tesla bei Patienten mit erhöhten oder ansteigenden PSA-Werten nach vorheriger negativer TRUS-Biopsie. Methode: Bislang wurden 23 Patienten mit vorhergegangener negativen TRUS-Biopsien der Prostata und erhöhten/ansteigenden PSA-Werten sowie suspekten Arealen in der endoMRT eingeschlossen. Mittleres Alter war 64,5a (Median 67a). Zum Zeitpunkt der Biopsie war der PSA-Median 10 ng/ml bei einem Prostatavolumen von 38 cm3 (Median). Mittleres maximales Volumen der suspekten Areale basierend auf der endoMRT war 1,1 cm3. Die MRT-gesteuerte Biopsie wurde an einem 1,5T Scanner mit 32 HF-Kanälen (Magnetom Avanto, Siemens) in Bauchlage unter Zuhilfenahme einer Zieleinrichtung (MRI Devices, Daum GmbH) und T2w Sequenzen (Bildgebung mithilfe der Phased-Array-Oberflächenspulen) durchgeführt. Die Indikation zur Biopsie einschließlich der Probeentnahme wurde in enger Kooperation mit den behandelten Urologen durchgeführt. Es wurden in allen Fällen mindesten zwei Proben aus dem suspekten Areal mit einer automatischen 16-G MR kompatiblen Biopsiepistole entnommen. In Abhängigkeit zum Prostatavolumen wurden zusätzlich 3–7 Proben systematisch gewonnen. Ergebnis: In allen Fällen konnte ohne Komplikationen eine gezielte Probeentnahme erfolgen. Als häufigste Diagnose in Arealen mit auffälligen MRT-Befund und negativer Histologie war das Vorliegen einer Prostatitis. Gesamtuntersuchungszeit betrug einschließlich Lagerung und Bildgebung zwischen 50 und 100min. Eine Lernkurve bezüglich der benötigten Zeit pro Probeentnahme wurde beobachtet. In allen Fällen wurde auf ein lokales Anästhetikum verzichtet. Die Probeentnahmen wurden von allen Patienten gut toleriert. In 56,5% (13 von 23) wurde die Diagnose eines PCa gestellt. Schlussfolgerung: Die MRT-gesteuerte Biopsie der Prostata ist ein sicheres und im klinischen Umfeld durchführbares Verfahren. Die bisherigen Ergebnisse konnten zeigen, dass der Tumor bei Patienten mit suspekten PSA-Werten und vorheriger negativer Biospie mit einer hohen Genauigkeit histologisch gesichert werden kann.

Korrespondierender Autor: Lichy MP

Universität Tübingen, Abteilung für Radiologische Diagnostik, Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076 Tübingen

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