Rofo 2006; 178 - VO_219_1
DOI: 10.1055/s-2006-940662

Inzidenz karpaler Begleitverletzungen in CT und MRT bei distaler Radiusfraktur und ihre Relevanz für den klinischen Verlauf

AK Kilian 1, D Dinter 1, N Ising 1, C Eisold 1, U Obertacke 1, WK Neff 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Mannheim

Ziele: Wertigkeit präoperativer CT und MRT bei distaler Radiusfraktur: Vergleich mit AO-Klassifikation, Diagnostik von Begleitverletzungen sowie Konsequenzen für das funktionelle Ergebnis Methode: Bei 92 Pat. mit einer röntgenologisch gesicherten distalen Radiusfraktur wurde prospektiv ein präop. CT u. MRT des Handgelenks u. der Handwurzel durchgeführt. Die Fraktureinteilung erfolgte nach der AO-Klassifikation (Typ A=extraartikulär, Typ B=partiell intraartikulär, Typ C=total intraartikulär). In der MSCT (4×1mm Kollimation) an einem Somatom Volume Zoom (Siemens) lag das Augenmerk auf dem Ausmaß der knöchernen Verletzungen (insbesondere Proc. styl. ulnae (PSU) sowie Beteiligung der radiokarpalen u. der DRUG-Gelenkfläche (distales Radio-Ulnar-Gelenk)). An einem 1.5 T Magnetom Sonata (Siemens) erfolgte insbesondere die Beurteilung des triangulären fibrokartilaginären Komplexes (TFCC), des scapholunären Bandes (SL-Band) u. des radioulnaren Bandapparates (RU-Band). Die klin. Nachuntersuchung (NU) erfolgte 1 Jahr postoperativ (CASTAING-Score [Scorebereich 0–27; Bereich 1–5=„gut'']). Ergebnis: Die 92 Pat. wurden anhand der Röntgenaufnahme klassifiziert als 45 A-, 9 B-, 38 C-Frakturen nach AO. Von den 45 röntgenologisch klassifizierten A-Frakturen konnten lediglich 5 in der CT bestätigt werden, in 40 Fällen waren die DRUG- bzw. die radiocarpale Gelenkfläche CT-morphologisch frakturiert. Bei C- und B-Frakturen fanden sich in >50% Rupturen der RU-Bänder. Bei CT-gesicherter Fraktur des PSU fand sich in 90% eine TFCC-Ruptur im MRT (54/60). 76/92 Pat. zeigten eine Fraktur der radiocarpalen Gelenkfläche, das DRUG war bei 80/92 frakturiert, in 60/92 Fällen ergab sich eine Fraktur des PSU, in 11/92 Fällen eine carpale Fraktur. In der NU ergab sich ein mittlerer Score nach CASTAING von 4,4 Pkt. (range 1–12). Es ergab sich keine statistisch signifikante Korrelation zwischen TFCC-Läsionen im MRT und NU-Score nach 1 Jahr, ebenso wurde keine signifikante Korrelation zwischen SL-Band-Läsionen im MRT und der NU nach 1 Jahr gefunden. Schlussfolgerung: Bei distaler Radiusfraktur findet sich eine hohe Inzidenz für karpale Begleitverletzungen in CT und MRT. CT/MRT zur präop. Diagnostik und OP-Planung bei distaler Radiusfraktur sind wertvoll, aber es lässt sich keine positive Korrelation zwischen karpalen Begleitverletzungen und funktionellem Ergebnis statistisch belegen. Bei Frakturen des PSU liegt in 90% aller Fälle eine TFCC-Läsion vor, für die in der NU keine statistisch signifikante Relevanz nachzuweisen ist.

Korrespondierender Autor: Kilian AK

Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 Mannheim

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