Rofo 2006; 178 - VO_228_5
DOI: 10.1055/s-2006-940727

Verarbeitung von unterschiedlichen auditorischen Reizen bei Depressiven und Gesunden in der fMRT

B Pfleiderer 1, M Christ 1, C Konrad 1, H Hihn 1, W Heindel 1, N Michael 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster

Ziele: Untersuchung des fMRT Aktivierungsmusters der auditorischen Reizverarbeitung von positiven (Musik) im Vergleich zu neutralen (Sinuston) Stimuli bei Depressiven und Gesunden sowie Untersuchung der Effekte einer Elektrokrampftherapie (EKT) depressiver Patienten auf die auditorische Reizverarbeitung. Methode: 20 Patienten (Alter: 53,1±10,8; 17 Rechtshänder) mit therapieresistenter, depressiver Episode wurden mittels fMRT (3T Gyroscan, Intera, Philips, Best, NL; 62 GE-EPI-Datensätze, TE=55 ms, TR=11500 ms, „sparse“ imaging Technik, Schichtdicke 3,6mm, Matrix: 64X64, FOV 210mm, 36 Schichten parallell zur A-P Linie) vor und nach EKT untersucht und mit Kontrollprobanden (Alter: 29,5±11,3 Jahre; 19 Rechtshänder) verglichen.

Design: Ruhe R1 (69sec)- Musik A1 (115 s; Klaviermusik von Alkan, Barcarole) – R2 (69sec)- Sinustöne A2 (115 s; gepulste Sinustöne (Frequenz=5Hz) 800Hz)-R3 (69sec). Auswertung mittels SPM2 und SPSS (SPSS 12.0). Die Schwere der depressiven Symptomatik wurde mit der Montgomery-Asberg Skala erfasst, Therapieresponse war als 60%ige Reduktion des Ausgangswertes definiert. Ergebnis: In einer second-level Analyse (SPM2, 2 sample t-Test) unterschieden sich Kontrollprobanden gegenüber Patienten durch eine verstärkte Aktivierung folgender Areale: linker Hippocampus, linke BA 21, rechte BA 32 (limbisch), rechter temporalen Pol (BA 38) und rechte BA 40 (Verarbeitung sensorischer Reize). Generell ist die Aktivierungsstärke bei Patienten auf positive emotionale Reize in allen aktivierten Hirnregionen geringer, worin ein Korrelat zur klinischen Symptomatik der „Gefühllosigkeit“ bestehen könnte. Nach EKT gleicht sich das Muster den Gesunden wieder an. Auf neutrale Töne waren zwischen Patienten und Probanden keine Intensitätsunterschiede im auditorischen Cortex nachzuweisen (BA 22, BA 42), allerdings aktivierten Depressive auf Tonreiz mehr Areale als Gesunde: rechter BA 17/18 (Cuneus), rechte BA 7 (Precuneus) und linke BA 39. Diese Areale werden normalerweise bei visueller Reizverarbeitung aktiviert und scheinen bei Patienten nach tonaler auditorischer Stimulation zusätzlich rekrutiert zu werden, jedoch nicht mehr nach EKT. Schlussfolgerung: Depressive vor EKT weisen gegenüber Gesunden eine veränderte auditorische Reizverarbeitung auf, mit entweder geringerer (Musik) oder auf akzessorische Areale ausgebreitetere Aktivierung (Sinustöne), die sich nach erfolgreicher EKT weitgehend normalisiert.

Korrespondierender Autor: Pfleiderer B

Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Albert-Schweitzer-Str. 33, 48129 Münster

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