Rofo 2006; 178 - VO_228_7
DOI: 10.1055/s-2006-940729

Gibt es spezifische zerebrale Aktivierungsmuster bei Mann-zu-Frau – Transsexuelle im Vergleich zu Männern und Frauen der Kontrollgruppe bei erotischer visueller Stimulation? Eine fMRT-Studie

E Gizewski 1, E Krause 1, M Schlamann 1, F Happich 1, ME Ladd 1, W Senf 1, M Forsting 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Inst. für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen

Ziele: Transsexuelle (TS) haben das ausgeprägte Gefühl in falschem Körper geboren zu sein. Ob diese Empfindung eine biologische Repräsentation hat, wird kontrovers diskutiert. Im fMRT sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei visueller erotischer Stimulation beschrieben worden. Daher stellten wir die Hypothese auf, dass Mann-zu-Frau TS eine ähnliche Aktivierung zeigen könnten wie Frauen. Methode: Jeweils 12 heterosexuelle Männer und Frauen sowie 12 Mann-zu-Frau TS vor hormoneller Therapie wurden im fMRT (1,5 T) mit visueller erotischer Stimulation im Blockdesign untersucht. Die Auswertung erfolgte mit SPM 99. Vergleichsstatistiken wurden in einer Second-level Statistik durchgeführt. Ergebnis: Männer verglichen mit Frauen zeigten eine verstärkte Aktivierung hauptsächlich im limbischen System, einem Hauptzentrum für die Verarbeitung erotischer Informationen. Wurden die Aktivierungen von Mann-zu-Frau TS mit denen von Männern der Kontrollgruppe verglichen zeigte sich eine Mehraktivierung der Kontrollprobanden in gleichen Hirnarealen als im Vergleich Kontroll-Männer zu Frauen. Ebenso ergab der Vergleich der Mann-zu-Frau TS mit Männern der Kontrollgruppe keine signifikante Mehraktivierung. Die sexuelle subjektive Erregung wurde auf einer Schätzskala erfasst und differierte nicht wesentlich in den 3 Gruppen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen ein weibliches Aktivierungsmuster bei Mann-zu-Frau TS im Vergleich zu Männern der Kontrollgruppe bei visueller erotischer Stimulation. Dies deutet tatsächlich auf eine biologische Repräsentation der subjektiven Empfindung hin, d.h. die äußerlichen Männer empfinden ähnlich wie Frauen. Diese Ergebnisse könnten weiterhin bei der klinischen Abklärung von TS insbesondere vor eventuellen Operationen ein weiteres Untersuchungsinstrument werden.

Korrespondierender Autor: Gizewski E

Universitätsklinikum Essen, Inst. für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hufelandstr. 55, 45127 Essen

E-Mail: elke.gizewski@uni-essen.de