Rofo 2006; 178 - VO_303_6
DOI: 10.1055/s-2006-940767

Kann das Assistenzpersonal den Radiologen ersetzen? Untersucherabhängigkeit MS-CT gestützter volumetrischer Analysen von ex-vivo Lungenrundherden unter Beachtung des Ausbildungsgrades

H Bolte 1, TH Jahnke 1, FK Schaefer 1, S Freitag 1, B Hoffmann 1, S Voß 1, J Lohmann 1, M Heller 1, J Biederer 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Diagnostische Radiologie, Kiel

Ziele: Ziel dieser Studie ist die Überprüfung der Untersucherabhängigkeit volumetrischer und planimetrischer Messungen pulmonaler Rundherde unter besonderer Berücksichtigung des Ausbildungsgrades der Untersucher. Methode: 44 kleine artifizielle Lungenrundherde wurden durch Injektion eines Fett-Wachs-Lipiodol-Gemisches in einem Thoraxphantom entfalteten Herz-Lungen-Präparaten von Schlachtschweinen erzeugt und anschließend in einem 16-Zeilen Computertomographen mit einem vom Hersteller empfohlenen Volumetrieprotokoll untersucht. Sechs Observer (1–6), eingeteilt in 2 Untersuchergruppen mit unterschiedlichen Ausbildungsstufen (0 und 5 Jahre radiologische Ausbildung), analysierten die artifiziellen Rundherde in einem herkömmlichen konsolengestützten Planimetrieverfahren und mit zwei kommerziellen Volumetriesoftwaretypen (LungCare® (LC), Siemens AG; Oncotreat® (OT), MeVis) in einem semi-automatischen und human adaptierten Modus. Die Untersucherabhängigkeit wurde als Variationskoeffizienten (VK) mittels nicht-parametrischer Verfahren (Wilcoxon und Friedman-Test) analysiert. Ergebnis: Die semi-automatische Volumetrie zeigte eine geringe Untersucherabhängigkeit innerhalb der Gruppen (Mediane: VK Assistenzpersonal/Ärzte=1,6/2,3% (LC) und <0,1/0,1% (OT) und es besteht jeweils keine signifikante Abhängigkeit vom Ausbildungsgrad der Untersucher (p=0,083 bzw. p=0,424). Die human adaptierte Volumetrie zeigte eine leicht geringere Untersucherabhängigkeit innerhalb der Gruppen (Mediane: VK Assistenzp./Ärzte=1,1/1,5% (LC) und <0,1/0,1% (OT)), ebenfalls ohne eine signifikante Abhängigkeit vom Ausbildungsgrad (p=0,064 bzw. p=0,072). Das planimetrische Verfahren zeigte eine signifikante Untersucherabhängigkeit zwischen verschiedenen Ausbildungsgraden (p=0,023) und innerhalb der gleichen Ausbildungsstufen (Mediane: VK Assistenzp./Ärzte=6,1/4,7%; p=0,00). Schlussfolgerung: Die Untersucherabhängigkeit Computer gestützter Volumetrieverfahren ist deutlich geringer als die des herkömmlichen, planimetrischen Verfahrens zur Rundherdgrößenerfassung. Für die verwendeten Volumetrieverfahren ließ sich zwischen Ärzten und Assistenzpersonal kein signifikanter Unterschied nachweisen. Das planimetrische Verfahren weist sowohl innerhalb der Gruppen gleicher Ausbildung als auch zwischen verschiedenen Ausbildungsgraden die deutlichste Untersucherabhängigkeit auf.

Korrespondierender Autor: Bolte H

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Diagnostische Radiologie, Arnold Heller-Strasse 9, 24105 Kiel

E-Mail: hendrikbolte@rad.uni-kiel.de