Rofo 2006; 178 - VO_304_1
DOI: 10.1055/s-2006-940768

Inzidenz cerebraler Ischämien bei spontanen Dissektionen der supraaortalen Gefäße: Initiale und 10 Tage follow-up Daten.

I Nassenstein 1, T Niederstadt 1, S Krämer 1, C Stehling 1, R Dietrich 1, W Heindel 1, R Bachmann 1
  • 1Universität Münster, Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung, Münster

Ziele: Spontane Dissektionen der hirnversorgenden Gefäße sind eine häufige Ursache des Schlaganfalls bei jüngeren Erwachsenen. Die meisten dieser Schlaganfälle manifestieren sich in den ersten zwei Wochen nach Dissektion. Die folgende prospektive Studie soll mittels eines kombinierten MRT-Protokolls die Inzidenz cerebraler Ischämien bei akuten Dissektionen evaluieren und die Häufigkeit von Schlaganfällen unter effektiver Antikoagulation im 10 Tages Verlauf klären. Methode: 88 konsekutive Patienten (41 m, 47 w, 40 Jahre) mit lokalen oder ischämischen Symptomen einer Dissektion wurden 24h nach stationärer Aufnahme mit einem kombinierten Kopf-Hals MRT-Protokoll untersucht (Philips Intera, 1,5T). Die MRT des Kopfes umfasste eine axiale FLAIR und DWI sowie eine TOF-MRA der intrakraniellen Gefäße. Zervikal wurde eine axiale T2-TSE, eine fettgesättigte T1-TSE vor und nach Gd-Applikation und eine CE-MRA durchgeführt. Die Befunde wurden durch zwei erfahrene Radiologen im Konsensus ausgewertet. Eine Dissektion galt bei Nachweis eines Wandhämatoms als gesichert, ein cerebraler Infarkt bei positiver DWI. Die Infarkte wurden als hämodynamisch oder embolisch klassifiziert. Ergebnis: Insgesamt konnten bei 88 Patienten 23 akute Dissektionen diagnostiziert werden (26%). 6 dieser Patienten hatten eine cerebrale Ischämie (25%). Das Infarktmuster wurde bei allen Patienten mit Dissektion als embolisch klassifiziert. Bei keinem der Patienten ergaben sich im 10 Tages Verlauf klinisch (23/23) und radiologisch (13/23) Hinweise auf ein neues ischämisches Ereigniss. Schlussfolgerung: Die relativ hohe Inzidenz akuter Dissektionen mit begleitender cerebraler ischämie unterstreicht die Notwendigkeit, bei allen jüngeren Patienten mit einer lokalen oder ischämische Symptomatik eine Dissektion der supraaortalen Gefäße auszuschließen. Das angegebene MRT Protokoll ermöglicht die zuverlässige Detektion zervikaler Dissektionen und eventuell resultierender ischämischer Komplikationen. Das Fehlen von neuen ischämischen Ereignissen im 10 Tages Verlauf spricht dafür, dass eine konsequente Antikoagulation effektiv in der Schlaganfallsprophylaxe wirkt und als unbedingt indiziert anzusehen ist.

Korrespondierender Autor: Nassenstein I

Universität Münster, Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung, Domagkstraße 3, 48149 Münster

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