Rofo 2006; 178 - VO_306_3
DOI: 10.1055/s-2006-940788

Wertigkeit der MR – Sellink – Untersuchung zur Beurteilung der Entzündungsaktivität des Kolonrahmens: Eine retrospektive endoskopische Vergleichsstudie bei Patienten mit M. Crohn

D Dinter 1, A Chakraborty 1, WK Neff 1, U Boecker 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Mannheim

Ziele: Evaluation der Wertigkeit der MR-Sellink-Untersuchung zur Beurteilung von entzündlichen Veränderungen des Kolonrahmens bei Patienten mit bekanntem M. Crohn. Methode: Die MR-Sellink-Untersuchungen von insgesamt 62 Patienten (Alter 37±5 Jahre) wurden segmentunterteilt ausgewertet. Nach fraktionierter oraler Applikation von insgesamt 1,5 l 2,5%iger Mannitollösung erfolgte die MRT mit folgenden Sequenzen, durchgeführt an 1,5 T-Geräten: T1, T2, HASTE transversal, HASTE koronal, HASTE sagittal, nach Kontrastmittelapplikation transversale T1±Fettsuppression sowie koronale T1 mit Fettsuppression. Eine rektale Kontrastierung der Patienten oder abführende Massnahmen im Rahmen der Vorbereitung zur Untersuchung erfolgte nicht. Zur Auswertung wurde der Dünndarm in fünf, der Kolonrahmen in sechs Segmente unterteilt. Im Anschluss wurden die befallenen Segmente qualitativ und quantitativ nach Länge der Veränderung, Wanddicke und Grad der Kontrastmittelaufnahme unter doppelt verblindeten Bedingungen von zwei unabhängigen Radiologen bewertet. Die Ergebnisse wurden mit zeitnah (±7 Tage Abstand zur MR-Untersuchung) durchgeführten Koloskopien verglichen und korreliert. Ergebnis: Es wurden insgesamt 53 Segmente des Dünndarms und 63 Segmente des Kolonrahmens als entzündlich wandverändert klassifiziert, darunter bei 37 Patienten unter Mitbeteiligung des (neo-)terminalen Ileums. Bei 12 Patienten war eine ausreichende Beurteilung des Kolonrahmens nicht möglich. Die Befunde im Kolonrahmen stimmten bei 42 Patienten mit dem makroskopischen Ergebnis der Koloskopie überein. Bei 5 der 8 Patienten mit guter Beurteilung des Kolonrahmens war eine suffiziente Evaluation der proximalen Dünndarmabschnitte nicht möglich. Das Ergebnis der Beurteilung des (neo-)terminalen stimmte bei über 85% der Patienten mit dem Koloskopiebefund überein. Schlussfolgerung: Mit der etablierten Methode der MR-Sellink-Untersuchung lassen sich inflammatorische Veränderungen im Kolonrahmen ohne weitere vorbereitende abführende Massnahmen oder eine zusätzlich durchgeführte MR-Kolonographie in einem hohen Prozentsatz erkennen, beurteilen und klassifizieren. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass mit zunehemdem Maß der Mannitolfüllung des Kolonrahmens die Beurteilung der proximalen Dünndarmanteile erschwert wird. Da im proximalen Abschnitt des Dünndarmes eine verminderte Inzidenz von Läsionen bei M. Crohn besteht, ist in weiteren Studien ein „single approach“ weiter zu evaluieren.

Korrespondierender Autor: Dinter D

Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Klinische Radiologie, Theodor-Kutzer Ufer 1–3, 68167 Mannheim

E-Mail: dietmar.dinter@rad.ma.uni-heidelberg.de