Rofo 2006; 178 - VO_403_6
DOI: 10.1055/s-2006-940926

Vertebroplastie bei osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen: Bedeutung der intradiscalen Zementleckagen für die Häufigkeit von Anschlussfrakturen

B Pitton 1, P Drees 1, S Herber 1, J Heine 1, C Düber 1
  • 1Universitätskliniken Mainz, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz

Ziele: Untersuchung der Häufigkeiten von intradiscalen Zementleckagen und Anschlussfrakturen im Verlauf nach Vertebroplastie von osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen Methode: Bei 160 Patienten (50 Männern, 110 Frauen, Alter 71,1±9,9 Jahre) wurden 315 Wirbelkörperfrakturen (129 BWK, 186 LWK) mittels Vertebroplastie behandelt. Die Platzierung der Kanüle und die Zementapplikation erfolgten unter CT-Fluoroskopie und Durchleuchtung. Das Behandlungsergebnis wurde mittels CT dokumentiert. Ergebnis: Alle Eingriffe erfolgten in Analgosedierung. Pro Patient wurden im Mittel 2,0±1,3 (1 bis 8) Wirbelkörper in 1,4±0,8 (1 bis 6) Behandlungs-Sitzungen versorgt. Die applizierte Zementmenge betrug 4,7±2,2ml (1 bis 14ml). Die Häufigkeit extraossärer Zementleckagen betrug 24,7% an Abschlussplatten, 17,8% in paravertebrale Gefäße, 16,2% in epidurale Venen, 1,6% am Neuroforamen sowie 0,3% an der Wirbelkörperhinterwand. Neurologische Komplikationen traten nicht auf. 95,1% der Patienten zeigten bei Entlassung eine klinische Besserung: 41,3% waren weitgehend beschwerdefrei (VAS 1–3), bei 53,8% war eine signifikante Reduktion der Schmerzmedikation möglich (VAS 4–6). Bei 4,4% war kein eindeutiger Effekt nachweisbar, in einem Patienten (0.6%) persistierte der Schmerz (VAS 8). Während der Nachbeobachtung (16,7±10,3 Monate) wurden 55 neue Wirbelkörperfrakturen beobachtet und erneut mittels Vertebroplastie behandelt: 29 (9,2%) Anschlussfrakturen (2,6±2,5 Monate nach Erstbehandlung) und 26 (8,2%) an entfernter Lokalisation (5,8±5,1 Monate). 11 von 29 Anschlussfrakturen erfolgten bei vorbestehender Zementleckage im angrenzenden Zwischenwirbelraum: 4 obere, 4 untere Anschlussfrakturen und 3 Sandwichfrakturen. Bei 18 Anschlussfrakturen lag kein intradiscales Zementleck vor. Schlussfolgerung: Die CT-gesteuerte Vertebroplastie ist eine effektive Methode zur Wirbelstabilisierung und Schmerzbehandlung. Anschlussfrakturen entstehen unabhängig von intradiscalen Zementleckagen und treten frühzeitig nach der Erstbehandlung auf.

Korrespondierender Autor: Pitton B

Universitätskliniken Mainz, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz

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