Rofo 2006; 178 - VO_405_4
DOI: 10.1055/s-2006-940940

Der Einsatz von kaliberstarken Drainagen verbessert die Prognose von Patienten mit drainagepflichtigen Flüssigkeitsformationen im Rahmen einer akuten Pankreatitis

O Hamer 1, S Lang 1, G Retzl 1, S Feuerbach 1, J Schölmerich 1, T Brünnler 1
  • 1Universität Regensburg, Institut für diagnostische Radiologie, Regensburg

Ziele: Die Therapie der akuten Pankreatitis stellt nach wie vor eine interdisziplinäre Herausforderung dar. In einer retrospektiven Analyse wurde an einem großen Kollektiv untersucht, welche Faktoren Einfluss auf Mortalität und Morbidität der Patienten haben. Insbesondere radiologische Interventionstechniken wurden dahingehend analysiert. Methode: Über einen Suchlauf der internistischen, chirurgischen und radiologischen Datenbanken wurden die Patienten identifiziert, die zwischen 1992 und 2004 an der Universitätsklinik Regensburg mit der Diagnose „akute Pankreatitis“ behandelt wurden. Alle verfügbaren Krankenblätter, Dokumente und radiologischen Befunde wurden analysiert. Dokumentiert wurden unter anderem: demographische Daten; Genese und Ausprägung der Pankreatitis; Laborchemie und klinische Parameter (einschließlich APACHE II, Ranson und SAPS II Scores); Art und Anzahl der bildgebenden Untersuchungen; Anzahl, Größe und Verweildauer von Drainagen; Charakteristika der perkutanen und chirurgischen Nekrosektomie; Verweildauer der Patienten; Komplikationen/Morbidität und Mortalität. Ergebnis: Die Daten von 366 Patienten mit akuter Pankreatitis wurden analysiert. Eine äthyltoxische und biliäre Genese wurde am häufigsten verzeichnet (36% bzw. 30%). Bei 82 Patienten (22%) wurde eine Drainagenanlage vorgenommen. Pro Patient wurden 1 bis 14 Drainagen gelegt. Die Drainagengröße betrug dabei 8–24 F. Die Verweildauer der Drainagen betrug 1–260 Tage. Bei 24 Patienten (29%) entwickelten sich nach Drainagentherapie Fisteln. Die Mortalität der Patienten, bei denen eine perkutane Drainagentherapie durchgeführt worden war, lag bei 33%. Dabei fiel auf, dass die Mortalität geringer war, wenn dicklumige Drainagen verwandt wurden (Mortalität 21% für eine mittlere Drainagengröße 3 16F gegenüber 40% für eine mittlere Drainagengröße <16F). Schlussfolgerung: Die Einflussfaktoren auf das Outcome von Patienten mit akuter Pankreatitis sind vielfältig. Im Falle einer Drainagentherapie scheinen kaliberstarke Drainagen mit einem besseren Outcome vergesellschaftet zu sein. Grund hierfür ist mutmaßlich der hohe Anteil an solidem Material in den Flüssigkeitsformationen, der durch enge Lumina nicht suffizient mobilisiert werden kann.

Korrespondierender Autor: Hamer O

Universität Regensburg, Institut für diagnostische Radiologie, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93046 Regensburg

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