Rofo 2006; 178 - VO_407_7
DOI: 10.1055/s-2006-940958

CT-gesteuerte Stanzbiopsie kleiner Leberläsionen: Einfluss von Abgrenzbarkeit und Nadelartefakten auf die diagnostische Genauigkeit

J Stattaus 1, H Kühl 1, G Antoch 1, T Schroeder 1, HA Baba 1, J Barkhausen 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen

Ziele: Die perkutane Stanzbiopsie zur Abklärung von Leberläsionen unter CT-Kontrolle hat sich in der klinischen Routine fest etabliert. Diese Studie soll klären, wie sicher kleine Leberläsionen während der CT-gesteuerten Punktion abgrenzbar sind und welchen Einfluss Abgrenzbarkeit und Nadelartefakte auf die diagnostische Genauigkeit haben. Methode: Ausgewertet wurden die Daten von 50 CT-gesteuerten Stanzbiopsien kleiner Leberläsionen mit einer Größe von maximal 3cm. 38 Biopsien wurden nativ, 12 KM-verstärkt durchgeführt. Die Abgrenzbarkeit wurde von 2 Untersuchern im Konsensus auf einer 4-Punkte-Skala beurteilt: 0=nicht abgrenzbar, 1=nur angedeutet, 2=ausreichend, 3=gut abgrenzbar. Für die statistische Auswertung wurden die Werte 0 und 1 als unzureichend abgrenzbar zusammengefasst. Die Abgrenzbarkeit wurde für drei Zeitpunkte der Biopsie erfasst: (1) prä Biopsie, (2) Nadel am Rand der Läsion sowie (3) Biopsienadel in der Läsion. Die Lage der Herde (subkapsulär, zentral), der Zugangsweg (interkostal, subkostal, epigastrisch), Nadelkaliber und Dosiswerte wurden protokolliert. Bei den KM-verstärkten Biopsien wurde der Kontrast zwischen Läsion und gesunder Leber zu verschiedenen Zeitpunkten bestimmt. Ergebnis: Ausreichend oder gut abgrenzbar waren vor einer Nativ-Biopsie 89% der Läsionen, mit platzierter Biopsienadel nur noch 55%. Eine Verschlechterung der Abgrenzbarkeit zeigte sich statistisch signifikant häufiger bei subkapsulär lokalisierten im Vergleich zu zentralen Läsionen sowie bei einem inter-/subkostalen Zugang im Vergleich zu einem epigastrischen Zugang. Bei während der gesamten Biopsie gut abgrenzbaren Läsionen fanden sich 9%, bei unzureichend abgrenzbaren Läsionen (Grad 0 oder 1) 18% falsch negative Biopsien. Bei den 12 KM-verstärkt durchgeführten Biopsien wurde die Abgrenzbarkeit der Läsionen nur kurzfristig verbessert, anschließend war der Kontrast zwischen Läsion und Leber in 82% der Fälle schlechter als nativ. Daraus resultierte eine Rate von 25% falsch negativen Biopsien. Schlussfolgerung: Die Abgrenzbarkeit von kleinen Leberläsionen wird während einer CT-gesteuerten Punktion durch Nadelartefakte deutlich eingeschränkt; 45% der Läsionen sind während der Biopsie nur noch unzureichend abgrenzbar, woraus eine erhöhte Rate falsch negativer Biopsien resultiert. Eine KM-Gabe erhöht nur kurzfristig die Abgrenzbarkeit einer Läsion, in der Spätphase werden die Herde überwiegend maskiert.

Korrespondierender Autor: Stattaus J

Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hufelandstr. 55, 45122 Essen

E-Mail: joerg.stattaus@uni-essen.de