Rofo 2006; 178 - VO_411_4
DOI: 10.1055/s-2006-940992

Portalvenenembolisation und Applikation von CD133+ Knochenmarkstammzellen in die Leber: Ein neues Konzept zur Unterstützung der Leberregeneration?

G Fürst 1, J Schulte am Esch 1, SB Hosch 1, M Klein 1, A Ghodsizad 1, B Wecker 1, LW Poll 1
  • 1Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Radiologische Diagnostik, Düsseldorf

Ziele: Bei schnell wachsenden Tumoren kann die Portalvenenembolisation (PVE) häufig keine ausreichende links laterale Leberregeneration in onkologisch vertretbarer Zeit induzieren. Experimentelle Studien zeigen die Bedeutung extrahepatischer Stammzellen bei der Leberproliferation. Diese Studie untersucht, ob die PVE kombiniert mit einer Applikation autologer CD133+ Knochenmarkstammzellen geeignet ist, die Leberregeneration vor erweiterter rechtseitiger Hemihepatektomie zu unterstützen? Methode: Bei 5 Patienten mit großen und schnell wachsenden zentralen Lebermalignomen wurden autologe CD133+ Knochenmarkstammzellen in die portalen Segmentvenen II und III nach PVE der Segmente I und IV bis VIII appliziert (Gruppe 1). Eine Gruppe von 6 konsekutiven Patienten, die mit Ausnahme der Stammzellapplikation nach demselben Protokoll behandelt wurden, diente als nicht randomisierte Referenz (Gruppe 2). Mithilfe von Spiral CT wurden das gesamte Lebervolumen (TLV), das Tumorvolumen (Tu) und das links laterale Lebervolumen (FLRV) bestimmt. Die Untersucherreliabilität (2 unabhängige Untersucher) war für beide Gruppen hoch (r=0,99 für Gruppe 1 und r=0,98 für Gruppe 2; p<0,005). Ergebnis: Der präinterventionelle FLRV/TLV-Tu Quotient betrug 14,9±4,6ml (Mittelwert±SD; Gruppe 1) und 20,0±3,5ml (Mittelwert±SD; Gruppe 2). Die Zahl der applizierten CD133+ Zellen lag zwischen 2,4 und 12,3×10E6, die CD133+ Zellreinheit zwischen 11,9 und 91,0%. Die relative Zunahme des FLRV 21 Tage nach PVE betrug 70,8±24,1 (Gruppe 1) und 26,1±23,7 (Gruppe 2) (p<0,05). Die tägliche hepatische Wachstumsrate betrug 9,2±3,8ml/Tag in der Stammzellgruppe und 3,6±2,0ml/Tag in der Kontrollgruppe (p<0,05). Die Wartezeit bis zur Operation war in Gruppe 1 mit 26,8±14,2 Tagen gegenüber 48,9±19,3 Tagen in Gruppe 2 signifikant kürzer (p<0,05). Komplikationen in Assoziation mit der Stammzellgabe wurden nicht beobachtet. Schlussfolgerung: CT-volumetrische Messungen zeigten eine 2 bis 3-fach gesteigerte Proliferationsrate der Lebersegmente II und III in der Stammzellgruppe und eine Verkürzung der Wartezeit bis zur Operation um ca 50% im Vergleich zur Referenzgruppe. Trotz der geringen Patientenzahl und Fehlen einer randomisierten Referenzgruppe zeigt dieses neue Behandlungskonzept ein Potential zur Verstärkung und Beschleunigung der hepatischen Regeneration.

Korrespondierender Autor: Fürst G

Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Radiologische Diagnostik, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf

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