Rofo 2006; 178 - VO_412_3
DOI: 10.1055/s-2006-940995

Die Ballon-Okklusionsangiographie der Pulmonalarterien bei chronischer pulmonaler Hypertonie

A Breithecker 1, H Olschewski 2, WS Rau 1
  • 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Diagnostische Radiologie, Gießen
  • 2Graz

Ziele: Die Entwicklung wirksamer Therapiemöglichkeiten bei der chronischen pulmonalen Hypertonie erfordert eine exakte Differentialdiagnostik. Referenzmethode aller bildgebenden Verfahren ist die intraarterielle Pulmonalisangiographie mit meist unmittelbarer therapeutischer Konsequenz. Wir haben überprüft, ob die Aussagekraft der standardisierten seitengetrennten Übersichtsangiographie verbessert werden kann, wenn zusätzlich eine selektive Ballon-Okklusionsangiographie einzelner Segmentarterien durchgeführt wird. Methode: Mit einem standardisierten Studienprotokoll wurden retrospektiv die digitalen Subtraktionsangiographien von 50 Patienten ausgewertet, bei denen die seitengetrennte Übersichtsangiographie der Pulmonalarterien durch eine Ballon-Okklusionsangiographie mehrerer Segmentarterien ergänzt wurde. Ergebnis: 37 Patienten litten an der thrombembolischen Form der pulmonalen Hypertonie. In der Darstellung der thromembolischen Residuen (Verschlüsse, Stenosen, Strickleitersysteme) war die Ballon-Okklusionsangiographie sowohl qualitativ als auch quantitativ überlegen. Generell stellte sie 2,7 bis 3,6 Aufteilungsgenerationen der peripheren Gefäße mehr dar als die seitengetrennte Übersichts-DSA. Sie machte in 17 Fällen Kollateralgefäße sichtbar, die in der Übersichtsangiographie nicht darstellbar waren. In drei Fällen konnten histologisch postkapilläre Formen der pulmonalen Hypertonie (zweimal pulmonale veno-okklusive Erkrankung (PVOD), einmal primäre kapilläre Hämangiomatose (PCH)) gesichert werden. Bei diesen drei Patienten zeigte die Ballon-Okklusionsangiographie eine Füllung der Lungenvenen ohne angiographisch sichtbare Anfärbung des Kapillarbettes (fehlende Parenchymanfärbung). Schlussfolgerung: Die Ballon-Okklusionsangiographie verbessert die Visualisierung der peripheren Pulmonalarterien.

Sie erleichtert die Detektion und Lokalisation thrombembolischer Residuen.

Sie hilft bei der Differentialdiagnose zwischen thrombembolischer und nicht-thrombembolischer chronischer pulmonaler Hypertonie.

Vorher unsichtbare Anastomosen und Kollateralgefäße werden sichtbar.

Venöse Füllung ohne Parenchymanfärbung ist offensichtlich ein Zeichen der pulmonalen veno-okklusiven Erkrankung (PVOD) oder der primären kapillären Hämangiomatose (PCH).

Die selektive Ballon-Okklusionsangiographie segmentaler Pulmonalarterien erhöht in Zusammenschau mit der Computertomographie die Zuverlässigkeit bei der Selektion von Kandidaten für eine pulmonale Thrombendarteriektomie oder eine Prostazyklintherapie.

Korrespondierender Autor: Breithecker A

Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Diagnostische Radiologie, Klinikstraße 36, 35385 Gießen

E-Mail: andreas.breithecker@radiol.med.uni-giessen.de