Rofo 2006; 178 - MTRA_9_1
DOI: 10.1055/s-2006-941035

Einsatz der Mehrzeilen-Computertomographie beim Polytrauma-Patienten

CM Heyer 1, V Nicolas 1, G Muhr 1
  • 1BG Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum

Die Diagnostik des Polytrauma-Patienten hat sich seit Einführung der Mehrzeilen-CT kontinuierlich verbessert. Bislang existieren jedoch keine allgemein akzeptierten, auf verschiedene Gerätetypen übertragbare Untersuchungsprotokolle. Ziel dieses Beitrags ist die Beschreibung und Zeitanalyse eines 16-Zeilen-MDCT-Protokolls in der Initialdiagnostik beim Polytrauma-Patienten.

In einem Zeitraum von 8 Monaten (Mai-Dez. 2004) wurden prospektiv die Zeitabläufe der initialen MDCT-Untersuchungen bei Polytraumapatienten dokumentiert. Das Protokoll an einem 16-Zeilen-Tomographen (SOMATOM Sensation 16, Siemens, Erlangen) beinhaltete sequenzielle Scans des Neurokraniums und Spiralscans der HWS und des Thorax/Abdomens mit multiplanaren Rekonstruktionen (MPR) von BWS, LWS und Becken. Ausgewertet wurden Erstversorgungs- und Transportzeiten, Lagerungs- und Scandauer, Länge der Gesamtverweilzeit im Untersuchungsraum, Dauer der Bildrekonstruktionen und MPR, Dauer bis zum ersten/endgültigen Befund sowie Verletzungsmuster und Mortalität.

60 Patienten wurden in die Studie aufgenommen. Gemessen wurden folgende Durchschnittszeiten: Initialversorgung und Transport 19min, Patientenlagerung 16min, Scandauer 8min, Gesamtverweilzeit im CT 24min, Erstellung der Bildrekonstruktionen mit MPR 32min, Dauer bis zum ersten (16min) und endgültigen Befund (83min). Als Verletzungslokalisationen wurden protokolliert: Thorax 35 Patienten (58%), Neurokranium 23 Pat. (38%), Abdomen 15 Pat. (25%), HWS 9 Pat. (15%), BWS 12 Pat. (20%), LWS 19 Pat. (32%), Becken 13 Pat. (22%) und Extremitäten 39 Pat. (65%). Im Verlauf verstarben 13 Patienten (22%) an den Folgen des Polytraumas.

Schlussfolgerung: Die MDCT ermöglicht eine rasche und umfassende Bildgebung des Polytrauma-Patienten. Mit der 16-Zeilen-Technologie sind Untersuchungszeiten von 8 Minuten realistisch; ein erster Befund steht 16 Minuten nach Ankunft des Patienten im CT bzw. 35 Minuten nach Eintreffen im Schockraum zur Verfügung. Die Verweildauer des Patienten im CT wird erheblich durch Umlagerungsmanöver beeinflusst, wohingegen der Zeitpunkt der endgültigen Befunderstellung von der Dauer der MPR abhängt.

Lernziele:

  • Vorstellung eines CT-Untersuchungsprotokolls (16-Zeiler) für die standardisierte Initialdiagnostik beim Polytrauma-Patienten

  • Zeitanalyse der Patientenversorgung unter besonderer Berücksichtigung der CT-Bildgebung

  • Kritische Bewertung der Zeitabläufe

  • Möglichkeiten zur Verbesserung/Beschleunigung des Untersuchungsablaufs

Korrespondierender Autor: Heyer CM

BG Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bürkle-de-la-Camp Platz 1, 44789 Bochum

E-Mail: christoph.heyer@rub.de