Einleitung: Bacillus cereus ist eine seltene, aber potentiell pathogene Species bei systemischen
Infektionen von Frühgeborenen. Wir berichten über ein Frühgeborenes mit schwerster
B. cereus- Sepsis, das erfolgreich mit Meropenem, Fosfomycin und Gentamicin behandelt
wurde, und sich nach Entfernen der zentralen Katheter stabilisierte.
Fallbericht: Ein weibliches Frühgeborenes von 26 Gestationswochen (Geburtsgewicht 640g) behandelten
wir initial, bei Verdacht auf Amnioninfektionssyndrom, kalkuliert mit Ampicillin und
Gentamicin. Die Therapie wurde am 9. LT, bei Nachweis von Acinetobacter lwoffii in
der Blutkultur auf Imipenem und Teicoplanin in gewichtsangepasster Dosis, umgestellt.
Der Zustand des Kindes verschlechterte sich unter dieser Antibiotika-Therapie, insgesamt
war der Zustand der Patientin über 4 Wochen sehr kritisch. Sie litt unter einer ausgeprägten
Thrombozytopenie, die insgesamt 16 Transfusionen von Thrombozytenkonzentrat erforderte,
zudem kam es zu einem massiven Kapillarleck-Syndrom. Am 22. Lebenstag wurde B. cereus
in der Blutkultur nachgewiesen, woraufhin die Antibiotika-Therapie umgesetzt wurde.
Trotz verschiedener Kombinationen mehrerer Antibiotika entsprechend der Resistenztestung
stellte sich keine Besserung ein, B. cereus konnte noch bis zum 16. Behandlungstag
in Blutkulturen nachgewiesen werden. Letztlich gelang ab dem 17. Behandlungstag die
klinische Stabilisierung durch eine Kombination von Meropenem, Fosfomycin und Gentamicin,
sowie der Entfernung des zentralen Katheters. Nach insgesamt 41 Tagen wurde die antimikrobielle
Therapie beendet.
Zusammenfassung: B. cereus ist ein ubiquitär vorkommendes, gram-positives oder gram-variabeles stäbchenförmiges
Bakterium. Es ist charakterisiert durch Beweglichkeit, aerob oder fakultativ anaerobes
Wachstum und Sporenbildung, Der Opportunist verursacht hauptsächlich bei immungeschwächten
Patienten Infektionen, er haftet v.a. an Fremdkörpern wie Kathetern oder Shunts. Es
liegen wenige Berichte über schwere Infektionen bei Neonaten, mit überwiegend letalem
Ausgang vor. Häufig wird die Bedeutung dieses Bakteriums, das v.a. bei Erwachsenen
Lebensmittelinfektionen verursacht, unterschätzt. Seine Bedeutsamkeit als ein für
Neugeborene selten vorkommendes, jedoch potentiell hoch aggressives Pathogen ist nicht
hinreichend bekannt: für diese Patientengruppe sind Meningoenzephalitis, Pneumonien,
Endokarditis und schwere Sepsis beschrieben worden. In unserem Fall war ein zentraler
Katheter die wahrscheinliche Quelle für persistierende Bakteriämien. Trotz Sensibilität
auf Standardantibiotika gelang erst mit einer Kombination von Reserveantibiotika eine
vollständige Eradikation. Zusammenfassend möchten wir auf die Pathogenität von B.
cereus als seltenen Erreger von nosokomialen Infektionen bei Neonaten hinweisen und
auf die Notwendigkeit der Entfernung von Fremdmaterial, sowie der antibiotischen Kombinationstherapie,
unter Berücksichtigung von Meropenem, betonen.