Fragestellung: Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 haben ein drei- bis fünffach erhöhtes
Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos wurden unabhängig vom Diabetes verschiedene
Scores (Framingham-, Procam-, UKPDS-Score) und Laborparameter (hs-CRP, Proinsulin
intakt, Adiponektin) entwickelt.
Methoden: In unserer epidemiologischen Untersuchung wurde das kardiovaskuläre Risiko von Patienten
mit Typ 2 Diabetes mellitus (n=68) durch eine Intima-Media-Dicke (IMT)-Messung (Ultraschall,
Stamm der Aa. carotis communis), verschiedene klinische Scores (UKPDS-, Framingham-,
Procam-Score) und Laborparameter (hs-CRP, Insulin, Proinsulin intakt, Adiponektin,
Blutglukose, Lipide, HbA1c) erfasst und mit der individuellen Risikoeinschätzung der
Patienten selbst und deren behandelnden Ärzte verglichen.
Ergebnisse: Patienten mit einer pathologischen IMT wiesen ein erhöhtes Risiko gemäß UKPDS-Score
für das Auftreten kardialer Ereignisse (45% vs. 28%, p<0,0001) und für das Auftreten
eines Schlaganfalls (39% vs. 16%, p<0,01) auf. Bezogen auf die IMT errechnete sich
für den UKPDS-Score eine Sensitivität von 75% bei einer Spezifität von 55%. Patienten
mit einem erhöhten UKPDS-Risiko wiesen einen schlechteren HbA1c (7,1±0,9% vs. 6,4±0,7%,
p<0,05), eine Verdickung der IMT (1,03±0,31mm vs. 0,77 + 0,22mm, p<0,05) und einen
höheren Spiegel des Proinsulin intakt (26,5±24,9 pmol/L vs. 13,2±12,9 pmol/L, p<0,05)
auf. Die individuellen Risikoeinschätzungen der Patienten divergierten deutlich von
denen ihrer behandelnden Ärzte: 35% der Patienten und nur 10% der Ärzte schätzten
das Risiko als nicht erhöht ein. Spiegelbildlich schätzten 70% der Ärzte und 41% der
Patienten das Risiko als moderat bis deutlich erhöht ein.
Schlussfolgerung: Da die individuellen Risikoeinschätzungen der Patienten und Ärzte erheblich divergieren,
sind objektive Scores und Parameter, die eine konsequente und frühzeitige Risikoerfassung
ermöglichen, unverzichtbar.