Fragestellung: Die Neugeborenengelbsucht stellt eine typische Anpassungsstörung der frühen Postnatalperiode
dar. Bilirubinbestimmungen zählen daher zu den am häufigsten durchgeführten Untersuchungen
in der Neonatologie. Verschiedene Gerätetypen können dafür verwendet werden. In der
vorliegenden prospektiven Studie wurden neun häufig genutzte Geräte unter Routinebedingungen
beurteilt. Ziel war es, eine Empfehlung für die Reihenfolge der Nutzung der Gerätetypen
für Routine-Messungen zu geben.
Methodik: Mit drei Hautmessgeräten (Minolta: Biliblitz JM-102, Minolta: Biliblitz JM-103, Medela:
BiliCheck), drei nicht-chemisch photometrisch messenden Geräten (Ginevri: Twin Beam,
Radiometer: ABL 735, Roche OMNI S) sowie drei Standardlaboranalysatoren (Dade: Dimension
RxL, Roche: Hitachi 912, Ortho: Vitros 250) wurden Parallelmessungen nach einem standardisierten
Protokoll durchgeführt. Zusätzlich wurden Präzisionsmessungen mit Standards des National
Institute of Standards and Technology durchgeführt.
Ergebnisse: 124 Blutproben von 122 Neugeborenen (35–42 Schwangerschaftswochen, 2260–4510g, 0
8 Lebenstage) wurden untersucht (Serumbilirubinwerte 9–388µmol/l=0.5–22.7mg/dl). Alle
drei Standardlaboranalysatoren korrelierten sehr hoch untereinander, so dass ihr Mittelwert
als Referenzwert verwendet wurde. Die Korrelationskoeffizienten für die Hautmessgeräte
lagen zwischen 0.961 und 0.966, für die nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte
zwischen 0.980 und 0.994. Bland-Altman Graphiken zeigten eine sehr gute Korrelation
im Vergleich zum Referenzwert für alle nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte.
Die Hautmessgeräte und ein nicht-chemisch photometrisch messendes Gerät unterschätzten
besonders die klinisch relevanten hohen Bilirubinkonzentrationen. Die maximale Unterschätzung
lag bei 58µmol/l für ein Hautmessgerät und 65µmol/l für ein nicht-chemisch photometrisch
messendes Gerät. Durch den Gebrauch der Hautmessgeräte könnte den Neugeborenen bei
Festlegung geeigneter Grenzwerte 93% der Blutentnahmen erspart werden. Die Variationskoeffizienten
lagen bei fast allen Präzisionsmessungen unter 5%. Auffällig war die Unterschätzung
des Soll-Bilirubin Wertes (-134µmol/L) eines nicht-chemisch photometrisch messenden
Gerätes bei der Linearitätsmessung.
Schlussfolgerung: In der Routineversorgung von Neugeborenen sollte als erste Methode zur Bilirubinbestimmung
die Messung des transkutanen Bilirubins gewählt werden. Wenn das Hautmessgerät einen
Wert über 200µmol/l misst und eine Blutgas-Analyse aus anderen Gründen benötigt wird,
sollte die Bilirubinbestimmung mit in die Messung eingeschlossen werden. Andernfalls
sowie bei Bilirubinwerten der nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte über 250µmol/l
sollte eine Messung durch Standardlaboranalysatoren erfolgen.