Aktuelle Urol 2006; 37 - P41
DOI: 10.1055/s-2006-947582

Laparoskopische Lymphozelenfensterung nach radikaler retropubischer Prostatektomie

R Homberg 1, M Pfeifer 1, A Kollias 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie der Ammerland-Klinik GmbH, Westerstede

Einleitung:

Mögliche typische Komplikationen nach radikaler Prostatektomie können sein: Inkontinenz, Impotenz, Anastomosenstriktur o. Lymphozelenbildung. Exakte Angaben über die Inzidenz von Lymphozelen fehlen. In der Literatur wird die ungefähre Häufigkeit bei ca. 5–15% angegeben.

Generell unterscheidet man verschiedene Ursachen, die zu einer Lymphozelenbildung führen können:

Chirurgische Präparationstechnik oder die fehlerhafte Applikation der Thromboseprophylaxe stellen einen prädisponierenden Faktor dar. Das Spritzen in die Beine sollte aufgrund der theoretischen Lyse der Gerinnungsfaktoren, welche für den Verschluss der Lymphbahnen erforderlich sind, unterbleiben.

Therapiekonzepte zur Behandlung der symptomatischen Lymphozele:

Konservativ, Punktion/passagere Drainage, chirurgische Intervention.

Ergebnisse:

Von Januar 2001 bis November 2005 führten wir an unserer Klinik 683 radikale Prostatektomien durch. Bei der retropubischen Vorgehensweise favorisieren wir die extended-field-Lymphadenektomie. In 29 Fällen (4,3%) kam es zu einer Lymphozelenbildung, 26 (3,8%) waren symptomatisch.

Bei diesen 26 Pat. kam jeweils folgende Therapie zur Anwendung:

  • wiederholte Punktion in 6 Fällen

  • die laparoskopische Fensterung in 20 Fällen

Der Nachbeobachtungszeitraum beträgt 3–34 Monate. In diesem Zeitraum kam es weder zu Komplikationen noch zu einem Rezidiv.

Die durchschnittliche Operationszeit bei der laparoskopischen Fensterung betrug 35 Minuten (20–90 Minuten). Die Trokarplatzierung wird in typischer Weise wie für alle laparoskopischen Beckeneingriffe mit einem 10mm-Sichttrokar und je nach betroffener Seite und Ausdehnung mit ein bis zwei 5-mm Arbeitstrokaren durchgeführt. Die postoperative Liegedauer betrug im Durchschnitt 3 Tage. Dieser Zeitraum lässt sich durch die intraoperative Einlage einer Robinson-Drainage erklären, welche spätestens am dritten Tag nach regelmäßiger Sonographiekontrolle entfernt wird.

Bei einem Vergleich der offenen vs. der laparoskopischen Op-Technik sprechen für die minimalinvasive Fensterung folgende Gründe:

  • geringerer Blutverlust

  • kürzere postoperative Liegedauer

  • rascherer Kostaufbau

  • schnellere Rekonvaleszenz

Fazit:

Die laparoskopische Fensterung der symptomatischen Lymphozele nach radikaler Prostatektomie zeichnet sich aus durch ein hohe Effektivität und geringe Morbidität und ist für uns die Therapie der ersten Wahl.