Hintergrund: Menschliche Gefäße und ihre Reaktionen auf Stimuli verändern sich im Laufe des Lebens
durch physiologische, genetische und pathologische Einflüsse. Am Augenhintergrund
ist es mittels Dynamic Vessel Analyzer (Fa. IMEDOS) möglich, die retinalen Gefäße
in Echtzeit nicht invasiv zu erfassen und ihre dynamischen Reaktionen auf gefäßdurchmesserverändernde
Stimuli zu analysieren. Wir benutzten Luminanzflicker um eine mögliche Altersabhängigkeit
der Gefäßweitstellungsreaktion bei gesunden Probanden zu untersuchen. Methoden: Bei 156 internistisch Gesunden wurden die arterielle Gefäßreaktionen auf Flickerlicht
im rechten Auge untersucht. Die Probanden wurden in drei Altersgruppen aufgeteilt:
Junge (52 Probanden, 20–37 Jahre; 29,1±5,2 Jahre), Middle Age (52 Probanden, 38–52
Jahre, 44,5±4,3 Jahre) und Senioren (53–70 Jahre, 61,3±5,1 Jahre). Bei allen Probanden
wurde mittels DVA die Gefäßweite eines arteriellen Netzhautgefäßabschnittes bestimmt.
Nach 50s Baseline wurde ein monochromatischer rechteckförmiger Luminanzflicker (530–600
nm) mit einer Frequenz von 12,5Hz für 20s 3-mal appliziert. Zwischen den Stimulationen
wurde jeweils eine 80s Erholungsphase eingehalten. Die Gefäßreaktion wurde aufgezeichnet
und berechnet. Ergebnisse: Bei allen Probanden wurde eine prompte Dilatation der retinalen Arterien und eine
darauf folgende reaktive Gefäßkonstriktion gesehen (p<0,001).
Die mittlere Gefäßdilatation am Ende der Flickerstimulation betrug:
Junge:
|
3,5%±2,4%
|
Middle Age:
|
3,8%±2,1%
|
Senioren:
|
2,4%±2,4%
|
Der Unterschied zwischen Middle Age und Senioren war statistisch signifikant (p<0,05).
Die mittlere maximale Gefäßkonstriktion nach der Flickerstimulation betrug:
Junge:
|
–2,4%±1,8%
|
Middle Age:
|
–1,5%±1,2%
|
Senioren:
|
–1,2%±1,3%
|
Der Unterschied der Konstriktion zwischen Jungen und den beiden älteren Gruppen war
statistisch signifikant (p<0,05).
Schlussfolgerung: Die Luminanzflickerstimulation erzeugte bei allen Probanden eine prompte retinale
Gefäßreaktion, die als Zeichen der neurovaskulären Kopplung zu sehen ist. Wir fanden
eine Verminderung der Gefäßreaktion auf Flickerstimulation (sowohl Dilatation als
auch Konstriktion) bei der älteren Probandengruppe. Die des „gesunden Alten“ unterscheidet
sich vom jungen Menschen. Die Konstriktion spiegelt wahrscheinlich die Regulationsfähigkeit
des Gefäßes wider. Die Luminanzflickerstimulation der retinalen Gefäße könnte eine
Untersuchungsmethode zur Bestimmung der Gesundheit zentraler Gefäße darstellen.