Hintergrund: Intravitreale Injektionen finden breite Anwendung bei der Behandlung von Netzhauterkrankungen.
Durch die intravitreale Injektion kann es in Abhängigkeit vom Injektionsvolumen zum
intraokularen Druckanstieg kommen. Zur Bestimmung des Effekts der intravitrealen Injektion
auf der intraokularen Druck (IOD) werden klinische Messungen mit einem biomechanischen
Modell verglichen. Methoden: Ein biomechanisches Modell wurde auf der Grundlage der von S. Bauer (2002) beschriebenen
Prinzipien zur Berechnung des Kurzzeiteffektes einer intravitrealen Injektion auf
den intraokularen Druck entwickelt. Die numerische Simulation wurde an hyperopen,
emmetropen und myopen Augen durchgeführt. Die unterschiedliche Skleradicke, Sklerarigidität
und die Dimensionen des Augapfels wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse des biomechanischen
Modells wurden mit intraoperativen Messungen (Schiötz-Tonometer) des intraokularen
Drucks bei 15 Patienten vor und unmittelbar nach der intravitrealen injektion von
4mg/0,1ml Triamcinolon (IVTA) verglichen. Ergebnisse: Nach Analyse der Plastizität der Bulbuswände unter unterschiedlichen Stressbedingungen
ergibt sich eine Veränderung des IOD entsprechend der Volumenänderung basierend auf
verschiedenen Faktoren, nämlich auf der skleralen Rigidität und Vorhandensein von
Glaskörper. Die Kalkulation des zu erwartenden IOD und die Messungen waren vergleichbar.
Bei hyperopen Augen war der berechnete und der gemessene Druck mit bis zu 80mmHg am
höchsten. Diskussion: Mit dem biomechanischen Modell kann der Effekt von injiziertem Volumen für den Einzelfall
vorhergesagt werden. Da der IOD Anstieg durch eine Zunahme des Abflussvolumens bei
nicht glaukomatösen Augen gegenreguliert wird (Abfluss 0,3mm3/min am Normalauge) bleibt der IOD bei myopen Augen vermutlich nur kurzfristig erhöht.
Eine Druckmessung 30 Minuten nach der Injektion wird daher den IOD-Anstieg nicht mehr
nachweisen können. Intravitreale Injektionen werden oft bei Erkrankungen mit vaskulärem
Vorschaden durchgeführt. Daher könnte auch der kurzzeitige Druckanstieg eine bereits
vorliegende Perfusionsstörung verstärken. Die Ergebnisse unserer Berechnungen und
die Messungen unmittelbar nach intravitrealer Injektion zeigen, dass zusammen mit
einer intravitrealen Injektion eine Parazentese durchgeführt werden sollte, um Druckanstiege
besonders bei hyperopen Augen zu vermeiden.