Vakuumextraktion oder Multiparität – gleichbedeutend mit postpartaler Belastungsinkontinenz?

Harn- und Stuhlinkontinenz nach Entbindung stellen Probleme dar, die einen Großteil der Frauen nach vaginaler Entbindung betreffen. In den wenigsten Fällen liegen jedoch Daten über die Funktionstüchtigkeit des Beckenbodens ante partum vor. Ziel unserer Untersuchung war es, Beckenbodenfunktionsuntersuchungen bei Frauen vor und mindestens 20 Monate nach Entbindung durchzuführen. 112 Patientinnen wurden bis dato in die Studie aufgenommen. 99 Patientinnen wurden 6 Monate und 49 Frauen mindestens 20 Monate nach Entbindung untersucht. Die Patientinnen wurden im Mittel in der 32.–37. Schwangerschaftswoche rekrutiert. Anhand eines Fragebogens wurden prä- wie auch postpartale Symptome einer Harn- und Stuhlinkontinenz ermittelt. Daneben wurden die Levatorkontraktionskraft mittels Oxford-Score beurteilt und die Weite des Introitus vaginae sowie die Länge des Dammes vermessen. Gezeigt werden die Ergebnisse von 49 Frauen, die mindestens 20 Monate nach Entbindung untersucht wurden (durchschnittliches Alter der Primiparae 33,1 Jahre, Entbindung vor durchschnittlich 27,2 (20–40) Monaten). 10 der 49 Frauen (20,4%) hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits ein zweites Kind geboren. 61% der Patientinnen hatten bei erster Entbindung eine vaginale Spontangeburt, 18% eine Vakuumextraktion und 18% eine Sectio caesarea. Eine vor Geburt bestehende Pollakisurie bildet sich unabhängig vom Entbindungsmodus postpartal in aller Regel zurück. Sowohl die Inzidenz der Belastungsinkontinenz als auch der Windinkontinenz steigt vor allem nach Vakuumextraktionen deutlich an. Nach einer zweiten Geburt leiden 50% der Frauen an Belastungsinkontinenz. Obwohl sich prae- und postpartal keine signifikanten anatomischen Veränderungen nachweisen ließen, ist die Beckenbodenfunktion nach Vakuumextraktion wie auch nach einer zweiten Geburt deutlich beeinträchtigt.